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Der Dumme August und der Weißclown

HINTERGRUND / ZIRKUS

04/03/10 Das Winterfest zeigt uns in Salzburg in jedem Dezember, dass die Zirkuskunst nicht passé ist. Aber auch übers Jahr bauen manche "klassische" Zirkusunternehmen ihre Zelte auf.

So selbstverständlich einst Tiernummern zum Programm eines jeden Zirkus zählten, ja sogar die Hauptattraktion waren, verlagert sich heute der Schwerpunkt zunehmend auf akrobatische Darbietungen. Tiere - vor allem exotische - dürfen in Österreich und Deutschland aus Gründen artgerechter Haltung nicht im Zirkus präsentiert werden.

Dabei fing der Zirkus einst mit Tieren an, genauer gesagt mit Pferden. Philip Astley gründete 1768 in London eine Reitschule, das "Amphitheatre", wo er die Kunstreiterei, die sich seit der Mitte des 18. Jh. aus der höfischen und militärischen Reitkunst emanzipiert hatte, perfektionierte. Die Pferdedressuren und artistischen Kunststücke zu Pferde wurden bald um so genannte Pantomimen erweitert. Historische und aktuelle Ereignisse wurden mit aufwändigen Bühnenbildern, Tieren und zahlreichen Statisten nachgestellt.

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Das Wort Zirkus kam dafür aber erst später auf: Durch ein napoleonisches Dekret im Jahre 1807 war es Pantomimen verboten, sich als Theater zu bezeichnen. So kreierte die Familie Antoine Franconi den "Cirque Olympique" basierend auf dem lateinischen Begriff "Circus" für Kreis. Somit beschränkte sich die Bezeichnung Zirkus wie bisher nicht nur auf die kreisrunde Form der Manege, sondern erweiterte sich um die inhaltliche Darbietung. Bald fanden auch Jongleure, Seiltänzer, Kraftmenschen, Clowns und die ganze bunte Gesellschaft des Jahrmarkts Eingang in das immer vielfältiger werdende Programm.

Pferdevorführungen bildeten bis ins 20. Jahrhundert den eigentlichen Schwerpunkt der Darbietungen, dessen Höhepunkt dann die sog. "Hohe Schule" war. Die erste Pantomime mit Raubkatzen gab es 1831 durch Henri Martin im Pariser Circus Franconi. Und auch andere exotische Tiere, bisher nur in Menagerien (so genannte "rollende Zoos") zu bewundern, hielten Einzug in den Zirkus.

altDie Zirkusbauten bekannter Zirkusdynastien wie Renz, Sarrasani und Busch waren prachtvolle Architekturen an fixen Standorten, die bis zu 3.000 Besuchern Platz boten. Der uns heute bekannte Wanderzirkus mit dem so genannten Chapiteau (Zelt) ist eine amerikanische Erfindung. Seine größten Dimensionen erreichte der Zeltzirkus im 20. Jahrhundert. Die Vorgabe dazu lieferte der um 1900 in Europa gastierende amerikanische Zirkus Barnum & Bailey mit drei Manegen und Platz für ca. 12.000 Besucher. Eine Herausforderung für Ida und Carl Krone, die in den 1920ern mit dem bislang größten Zelt der Zirkusgeschichte mit 6 Masten, drei Manegen, zwei Tribünen und einer Rennbahn auf Tournee gingen.

Und der Clown? Das ist natürlich eine kulturhistorische Konstante in den darstellenden Künsten, der Arlecchino der Commedia dell'arte ist nicht der erste und nicht der letzte Vertreter dieser Spezies. Die ersten großen Vorläufer der heutigen Clowns waren die Pantomime-Künstler Jean-Gaspard Deburau mit seiner Nummer „Der Arzt“ und Joseph Grimaldi, der den modernen Clown mit dem geschminkten Gesicht Anfang des 19. Jahrhunderts in London entwickelte. Beides hatte aber noch nichts mit dem Zirkus zu tun. In der zweiten Hälfte des 19. jahrhunderts ist Philip Astley vermutlich als erster in dem mit Sägespäne übersäten Spielzirkel aufgetreten. Auch da ging es zuerst um komische Artistik auf dem Pferderücken. Den "Dummen August" als Zirkusfigur hat Tom Belling entwickelt. Der "Dumme August" wurde bald der (in den Sketches meist erfolgreiche) Gegenspieler des Weißclowns. (Salzburg Museum/dpk)

Das Salzburger Spielzeugmuseum im Bürgerspital präsentiert das ganze Jahr über - bis 9. Jänner 2011 - die Schau "Der Zirkus kommt" - www.salzburgmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum
Zur Ausstellungsbesprechung {ln: Der Zirkus nicht nur im Kinderzimmer}

 

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