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Ein komfortables Heim für Jona?

HAUS DER NATUR / WALE – RIESEN DER MEERE

11/06/14 Glaubt man der Story aus dem Alten Testament, dann hatte der Prophet Jona ziemliches Glück, als ihn der Walfisch verschlungen hat. Physisch wohlbehalten und psychisch erholt kam er an: Drei Tage beten im Walfischbauch – dann war der gute Mann seelisch so weit erstarkt, dass er sich ans Bekehren der Stadt Ninive machen konnte.

Von Reinhard Kriechbaum

Der hübschen, wenn auch zugegeben etwas skurrilen Geschichte hielten aufklärerische Theologen des 18. Jahrhunderts entgegen, Jona sei vielleicht von einem Schiff mit dem Namen „Großer Fisch“ aufgenommen worden oder habe in einer Herberge übernachtet, die „Zum Walfisch“ hieß.

Wie auch immer: Geräumig genug sollte es Jona gehabt haben. Ein Blauwal wird so lang wie drei Autobusse. Andere Spezies der Gattung Wal können toll tauchen (der Pottwal bis zu dreitausend Meter tief), und wieder andere sind flott unterwegs: Orcas schwimmen bis zu 55 km/h schnell. Aber eilig hatte es Jona nicht, denn schließlich hatte er sich feig davon gemacht, als ihm Jahve den Missionsauftrag in Ninive zumutete. Das war der Grund, dass man ihn ins Meer stürzte und die Walfisch-Rettung erst notwendig wurde.

„Wale – Riesen der Meere“ ist die neueste Sonderausstellung im Haus der Natur. Lebensechte Walmodelle, Originalskelette, interaktive Stationen sowie beeindruckendes Filmmaterial illustrieren die Lebensweise, Anatomie, Evolution aber auch die aktuelle Bedrohung dieser einzigartigen Lebewesen.

Die nächsten Verwandten der Wale, die heute noch leben, sind die Flusspferde. Das klingt ungefähr so plausibel wie Jonas Pilgerreise im Fischbauch. Aber ja doch, ein Wal ist wirklich kein Fisch! Vor 50 Millionen Jahren begannen kleine, landlebende Huftiere sich erneut an ein Leben im Wasser anzupassen. Diese ersten Vorfahren der Wale hatten noch vier Beine und waren behaart. Mit fortschreitender Anpassung an ein Leben im Wasser veränderte sich der Körperbau dieser Urwale.Über Jahrmillionen wurden ihre Körper stromlinienförmiger, die Hinterbeine und das Becken bildeten sich zurück. Die Vorderbeine formten sich zu Flossen, den sogenannten Flippern um. Die mächtige Schwanzflosse, die Fluke, wurde zum Antriebsorgan und die Nasenlöcher verlagerten sich auf den Scheitel und wurden zum Blasloch.

Anhand des Originalskeletts eines Finnwals kann man diese anatomischen Anpassungen genau betrachten. Das 14 Meter lange Skelett ist übrigens eine kleine Berühmtheit: Vor 116 Jahren verirrte sich dieser Finnwal in die Ostsee und erregte großes Aufsehen. Überall wo er auftauchte wurde das „Meeresungeheuer“ gejagt bis er total entkräftet war und tot an der Odermündung im heutigen Polen angeschwemmt wurde. Sein Skelett war bis 1925 im „Hotel zum Walfisch“ in Cammin zu besichtigen, später gelangte es ins Meeresmuseum nach Stralsund, von wo diese Leihgabe nun stammt.

Hat ein Wal das Herz am rechten Fleck, so dass man ihm die Rettung eines gläubigen Mannes zutrauen darf? Herzklopfen verursacht das lebensgroße Modell eines Blauwalherzens. Der riesige Muskel hat die Größe eines Kleinwagens und wiegt bis zu einer Tonne. Pro Schlag pumpt er bis zu 5.000 Liter Blut durch den gewaltigen Körper. Das 300 Kilogramm schwere Modell aus Fiberglas wurde von einer Modellbaufirma in Neuseeland angefertigt und ist einzigartig im deutschen Sprachraum. Und die Besonderheit daran: Man kann durch die Blutgefäße in das Innere des Herzens krabbeln und dort dem Herzschlag des Blauwals lauschen.

Manche Wale sind kluge Jäger, wieder andere ernähren sich von kleinsten Krebstierchen, die sie durch ihre langen Barten filtern. So groß die Vielfalt der Arten auch ist, ihre Eigenheiten sind doch weitgehend erforscht: Propheten stehen bei keiner bisher bekannten Spezies auf dem Menüplan.

„Wale – Riesen der Meere“ – bis Oktober 2015 im Haus der Natur – www.hausdernatur.at
Bilder: Haus der Natur / Kressl

 

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