Sopranglanz über Sternennacht

MOZARTWOCHE / WIENER PHILHARMONIKER / STOYANOVA 

30/01/19 Die Wiener Philharmoniker als Kammerorchester im Großen Saal des Mozarteums mit der Kleinen und mit Zweiten Lodronischen Nachtmusik - das waren delikate Schmankerl an Mozart-Feinkost. Und kostbare Leuchten der Ausnahmestimme und die Gestaltungskraft der Sopranistin Krassimira Stoyanova betören bei jeder Begegnung mit der Künstlerin aufs Neue.

Von Elisabeth Aumiller

Auf den Mann am Dirigentenpult hatte man am Mittwoch (30.1.) im Großen Saal verzichtet: Konzertmeister Rainer Honeck leitete das Wiener Philharmonische Kammerensemble vom ersten Geigenpult aus. Wie unvergleichlich klangsinnlich die Streicher „sangen“ - so lebendig frisch - das war eine echte Ohrenfreude. Voller Anmut empfahl sich die Romance der Kleinen Nachtmusik KV 525 als zentrale Stimmung dieser winterlichen Serenade.

Ausgefeilter Feinschliff prägte auch die Zweite Lodronische Nachtmusik KV 287, in der sich zwei Hörner zu den Streichern gesellten. Mozart hatte sie 1777 für die Gräfin Antonia Lodron als solistisches Divertimento für zwei Violinen, Viola, Bass und zwei Hörner geschrieben. Besonders bemerkenswert war bei aller dynamischen Differenzierung die Ausgewogenheit im Gesamtklang, die sich auch wunderbar an die Saalakustik anpasste: Die Hörner gaben zwar zusätzliche Farben, integrierten sich aber voll in das Primat der Streicher. Den Violinen sind hier ja besondere Hochlagen anvertraut, die philharmonischen Streicher in raffiniert flirrendem Schimmer voller Zartheit umsetzten. Auch der Solovioline schenkt Mozart herausragende Aufgaben, die Konzermeister Rainer Honeck elegant nützte. Die „Wiener“ wissen aufeinander zu hören. Sie bildeten ein gut balanciertes Miteinander und boten auch ohne Pult-Star ein inspiriertes und stimmiges Musizieren feiner Couleur.

Zwischen den beiden Nachtmusiken strahlte der Glanz-Sopran von Krassimira Stoyanova in der Kavatine der Gräfin Porgi amor“ aus „Le nozze di Figaro, in der Rondo-Arie des Aminta L'amerò aus Il Re Pastore und im Rondo der Vitellia Non più di fiori aus La clemenza di Tito. Die Sopranistin gestaltete sowohl mit ausdrucksstarkem Einsatz als auch mit wunderbar gerundeten Zwischentönen und Piani.

Das kostbare Leuchten dieser Ausnahmestimme und ihre gestalterische Nuancierung betören bei jeder Begegnung mit der Künstlerin aufs Neue. Feine lyrische Linien, gekrönt von blühenden Spitzentönen, zog sie im berühmten L'amerò, sarò costante, von der Kantilene von Honecks Violinsolo silbrig komplettiert. Der Geiger schien voll auf sein Solo konzentriert, das Orchester hielt sich zurück und ließ Sängerin und Geiger den Vortritt. Korrespondierendes Zusammenwirken dann bei der anspruchsvollen Vitellia -Arie, die die Singstimme über gut zwei Oktaven und bis zum G, dem für Sopran tiefst möglichen Ton, fordert. Stoyanova meisterte die Klippen bravourös, brachte Vitellias schmerzlich reuige Klage intensiv zum Ausdruck, führte die Stimme schlank in die Tiefen, geläufig in die Koloratur und ließ die Höhe glanzvoll aufblühen - in schönstem Dialog mit der reichen Solomelodik von Norbert Täubls Basetthorn.

Bilder: ISM/Wolfgang Lienbacher