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Oben und unten auf der Pyramide

HINTERGRUND / FESTSPIELE / CARITAS

12/03/20 Die Caritas Salzburg ist heuer hundert Jahre alt – gleich alt wie die Festspiele. Das war Anlass, dass die einen (die Festspiele) den anderen (der Caritas) 100.000 Euro spendeten. Zu tun haben beide Institutionen mit dem Erzbischof Ignatius Rieder.

„Die Caritas Salzburg ist für die großzügige Spende der Salzburger Festspiele außerordentlich dankbar. Unsere beiden Institutionen verbindet nicht nur die Person unseres Gründers, Fürsterzbischof Ignaz Rieder. Uns eint auch der Gedanke, dass menschliche Begegnung heilsam ist – unabhängig davon ob es um kulturelle Begegnungen geht, um Teilhabe am Leben oder um Hilfe für Menschen in prekären Lebenssituationen“, sagt Johannes Dines, Direktor der Caritas Salzburg (im Bild mit Helga Rabl-Stacdler). Erzbischof Dr. Ignatius Rieder gründete am 27. Dezember 1919 den Salzburger Landesverband ‘Barmherzigkeit’-Caritasverband als ein deutliches Zeichen der Nächstenliebe. Die konstituierende Sitzung erfolgte im April 1920. Der Auftrag an die Organisation lautete: Die Arbeit des Helfens, des Sammelns und Verteilens von Lebensmitteln und Kleidung sowie die Bekämpfung der Wohnungsnot.

Gut ein halbes Jahr später, am 22. August 1920 um 17 Uhr, schlug die Geburtsstunde der Salzburger Festspiele mit der ersten Aufführung von Hugo von Hofmannsthals Jedermann auf dem Domplatz. Auch hier spielte der Erzbischof eine zentrale Rolle, denn eigentlich sollte das Stück in der Felsenreitschule aufgeführt werden. In einem Schreiben vom 16. Juli 1920 bat Max Reinhardt den Salzburger Erzbischof um Erlaubnis, „auf Grund einer Einladung der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde im August […] das alte geistliche Spiel von Jedermann“ auf dem Domplatz inszenieren zu können. „Die Aufführung, an der viele der besten deutschen Schauspieler mitwirken werden, soll auf dem Domplatz vor Einbruch der Dunkelheit, etwa um viertelsieben beginnen, sodaß es um halb acht zu Ende sein kann.“ Und weiter: „Der Ertrag soll seitens der Festspiel-Gemeinde verschiedenen wohltätigen Zwecken zugeführt werden. Die Darsteller und selbstverständlich auch ich haben in Anbetracht des guten Zweckes ihre Mitwirkung unentgeltlich zugesagt.“

Am 21. Juli, also nur fünf Tage nach dem Bittschreiben von Festspielgründer Max Reinhardt, erteilte der Erzbischof die Genehmigung mit der Auflage, den Reingewinn den Kriegsinvaliden, -waisen und -gefangenen zukommen zu lassen. Er gestattete darüber hinaus die Nutzung der Domorgel und am Ende des Stücks, als Jedermann gerettet wurde, erlaubte er die Kirchenglocken zu läuten. So wurde tatsächlich – im Sinne Reinhardts – die ganze Stadt zur Bühne. Das Bild zeigt Ignaz Rieder in einem kleinformatigen Pastell, gemalt 1923 von Anton Faistauer (1887–1930).

Zur Spende der Festspiele an die Caritas sagte Lukas Crepaz, der Kaufmännische Direktor, kürzlich beim Festakt „100 Jahre Caritas Salzburg“: „Die Salzburger Festspiele wollen jenen finanzielle Hilfe und Freude schenken, denen es nicht so gut geht in unserer Gesellschaft. Das können wir Dank der Bereitschaft unserer Künstlerinnen und Künstler, ohne Gage bei den Generalproben zu spielen, für die wir die Karten zu einem Benefizzweck verkaufen.“

Es ist nicht das erste Mal, dass die festspiele Caritas-Projekte unterstützen. 2011 brachte man 40.000 Euro auf für den Bau einer Notschlafstelle für Straßenkinder in Ägypten, im Jahr darauf spendete man 22.000 Euro gegen die Hungersnot in Afrika. 2013 gibgen 80.000 Euro an syrische Flüchtlinge im Libanon und weitere 60.000 Euro an Integrationsprojekte in Bosnien-Herzegowina, unter anderem für den multiethnischen Kindergarten der Caritas. 2015 stellten die Festspiele 100.000 Euro für Flüchtlingsarbeit vor Ort im libanesischen Krisengebiet sowie in Salzburg, für die Neuerrichtung eines Tageszentrums für Menschen mit Beeinträchtigung in Elixhausen und für das mobile Kinderhospiz Papageno zur Verfügung.

Die jetzt gespendeten 100.000 Euro soll dem neuen Projekt der Caritas, dem Haus Elisabeth, zugutekommen. Das ist ein täglich geöffnetes Tageszentrum für Obdachlose und Menschen in Not. Hier können von Armut betroffene Menschen tagsüber ihre Kleidung waschen oder sich duschen. Sie erhalten bei Bedarf frische Kleidung, ein warmes Essen und die Möglichkeit der sozialen Begegnung. Im Haus Elisabeth ist neben einem Sozialberatungszentrum in den Wintermonaten eine Notschlafstelle für bis zu zwanzig Frauen untergebracht. Von April bis Oktober kann in offener Atmosphäre am Standort der ehemaligen Elisabethbühne auch kulturelle Begegnung stattfinden. (PSF)

Spenden für das Haus Elisabeth – www.caritas-salzburg.at
Bilder: Salzburger Festspiele / Anne Zeuner (1); dpk-Archiv (1); Caritas Salzburg (1)

 

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