Impfbus 2.0

STICH-WORT

19/11/21 „Die C-130 Hercules ist ein Flugzeug für vorwiegend militärische Transporte. Die Maschine verfügt über vier Turbo-Propeller-Triebwerke. Der Flieger dient in erster Linie zum Transport von Personal und Versorgungsgütern, vor allem im Rahmen von Auslandseinsätzen des Bundesheeres“, heißt es auf dessen Website. – Nun wird eine Herkules als Impfstraße nach Salzburg abkommandiert.

Von Heidemarie Klabacher

Am Samstag 20. November laden Österreichisches Bundesheer, Flughafen und Land Salzburg in eine  Hercules C130 zur Corona-Impfung. Das meldet das Land Salzburg.

Der Zeitplan für bericht- und/oder impfwillige Medien-Vertreter ist militärisch getaktet: 8.15 Akkreditierung. 8.45 Fahrt auf das Rollfeld/Foto und Video-Möglichkeit Anflug Landung C130. Ab 9.30 Check In für das Impfen. Ab 10 Uhr Impfung im Flugzeug. Impfbus 2.0 kann man da nur sagen. Schon vor zehn Tagen, am 9. November, haben sich auf dem Flughafen Salzburg immerhin 492 Personen in einem Flugzeug gegen Corona impfen lassen. Das war ein Airbus A319 der Eurowings.

Die Aktion war ein Erfolg: Ihre erste Impfung bekamen 238 Personen, ihre zweite 34 und ihre Booster-Impfung 220 Personen. Flughafen, Rotes Kreuz, Eurowings und Land Salzburg haben mit der Aktion für's Impfen geworben. Und das ist gut so. Wirklich jede Impfung zählt.

Nun wird nach-, um nicht nicht zu sagen auf-gerüstet: Morgen Samstag (20.11.) kommt eine Herkules als Impfstraße nach Salzburg. Technische Daten gefällig? Triebwerke: 4 Rolls-Royce T56-A-15 Turbo-Prop-Triebwerke. Reichweite: Zwischen dreitausend Kilometern (bei ca. 18 Tonnen Nutzlast) und sechstausend Kilometern (bei ca. 10 Tonnen Nutzlast). Maximale Abflugmasse: 70.307 kg. Das wissen wir alles direkt von der Website des Bundesheeres. Nur gar so schnell kommt uns der Flugkörper nicht vor: Eine Reisegeschwindigkeit 540 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 603 km/h wollen uns nicht vom Hocker reißen. Reicht das als Impf-Turbo?

Gibt es da nicht was Schnelleres? Draken? Eurofighter? Marschflugkörper? Tupolew Tu-144 oder Lockheed Martin X-59? Aber die gehören uns nicht, stehen im Museum oder, wenn sie uns gehören, fehlen gerne mal Piloten, Ersatzteile oder Treibstoff. Und ohnehin finden die Herkules-Impfungen auf dem Boden statt. Wir wünschen uns da mehr Action. Paragleiter-Tandemflug (Ärztin und Patient brauchen halt besonders dichte Masken wegen des geringen Abstandes) mit Nadelstich? Ballonfahrt mit Aussicht und Impfung? Für reichere Zeitgenossinnen könnte man private Raktenflüge anbieten. Da gibt es noch Potential. Und wie gesagt: Jede Impfung – und werde sie auf einem Narzissen-Floß auf dem Grundelsee verabreicht – zählt.

Aber ist es nicht trotzdem eine verrückte Welt? Da bietet die Wissenschaft ein sicheres Schutzmittel, da bietet der Staat, wenn er auch da und dort recht seltsam herumwerkelt, allen seinen Bürgerinnen und Bürgern kostenlos die Impfung – und die Verantwortlichen müssen sich auch noch Reklame-Gags a la Herkules einfallen lassen, damit ein paar Menschen doch noch geruhen, sich „stechen“ zu lassen. Die Impfpflicht kommt jetzt ohnehin. Es hätte auch ohne gehen können.

Bild: www.bundesheer.at / HORST GORUP