Ende gut, alles gut

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / NEVILLE MARRINER

29/08/16 Die letzte Mozartmatinee im Großen Saal stand im Zeichen des Doyens unter den britischen Dirigenten. Gleichermaßen gelöst wie energisch lud Sir Neville Marriner das blendend aufgelegte Mozarteumorchester nochmals zu Mozart und Beethoven ein und assistierte der Geigerin Alina Pogostkina.

Von Horst Reischenböck

Dirigieren hält jung. Bester Beweis dafür Sir Neville Marriner, dem seine mittlerweile bereits 92 Jahre absolut nicht anzumerken sind. Mit der von ihm ins Leben gerufen Londoner Academy of St.-Martin-in-the-Fields und deren bis dato ungehört differenziert klingenden Einspielungen, etwa von Joseph Haydns „Namens-Sinfonien“ hat Marriner einst Interpretationsmaßstäbe gesetzt. Die von ihm bei der Mozartwoche 1974 dirigierte Oper „Il Rè pastore“ gibt es sogar als DVD. Unaufdringliche, in sich schlüssige Interpretationen, bei denen er nichtb sich selbst nicht ins Rampenlicht stellte, dafür Maßstäbe setzte.

Der Geist, der Samstagvormittag (27. 8.) über dem Großen Saal des Mozarteums schwebte, war – auch ohne ein Werk von ihm selbst – der von Joseph Haydn. Denn ohne ihn sind beide das Programm umrahmende Sinfonien, Mozarts drittletzte in Es-Dur KV 543 und Ludwig van Beethovens Erstling in C-Dur op. 21 nicht zu denken.

Mozart wurde zu seiner letzten Trias wohl durch die „Pariser“ Sinfonien von Freund Haydn inspiriert, deren erste drei ursprünglich auch in derselben Tonartenfolge platziert waren. Mozart hat den Ausdruck freilich noch weit verinnerlicht, was das Mozarteumorchester unter Sir Nevilles nervig präzisem Taktstock eingangs zu geradezu sinnlich aufblühendem Leben erweckte. Die Streichergruppe verströmte leuchtenden Glanz, zart differenziert auch im Gesang des Andante, auf und hinter dem sich die Holzbläser wohlig entfalten konnten. In den inspirierten Allegri beider Ecksätze durch diesmal „normale“ Trompetentöne garniert.

Derselbe Eindruck bei Beethoven, der den Einstieg ins Genre erst dann vollzog, als Haydn seine diesbezüglich eigene Produktion eingestellt hatte. Im Finale der „Ersten“ peilte beethoven letztendlich Haydns Humor gleichsam aus Bonner Sicht an. Solcherart war dieses Werk ein beschwingt dargebotener Ausklang, durch langanhaltenden Jubel bedankt, vor allem im Bewusstsein, Sir Neville Marriner erlebt haben zu dürfen.

Zu Alina Pogostkina und Mozarts drittem Violinkonzert in G-Dur KV 216 hatte Marriner dem Mozarteumorchester ein genauso hingebungsvolles Miteinander verordnet. Mit geradezu entwaffnender Natürlichkeit widmete sich die 33jährige dem Solopart, unverzärtelt, mit zugleich zartem wie, so gefordert, passend energisch virtuosem Bogenstrich sowie unaufdringlichen Verzierungen, wie sie ähnlich wohl auch Wolfgang selbst ausgeführt haben mochte. Dank für die begeisterte Zustimmung: Gavotte en Rondeau aus Johann Sebastian Bachs Partita Nr. 3 in E-Dur BWV 1006.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli