asdf
 

Zu bröselige „Grundpfeiler der Erneuerung“

FESTSPIELE / JEDERMANN / REGISSEURWECHSEL

07/04/2017 Normalerweise – ja, normalerweise wird in dieser Jahreszeit höchstens auf Leserbriefseiten der Zeitungen geklagt, das partout wieder mal keine „Jedermann“-Karten zu haben sind. Das war in den letzten Tagen auch so. Aber hinter den Kulissen gab's eine andere Blindstelle: Kein Jedermann-Regisseur...

Von Reinhard Kriechbaum

Am Donnerstag Nachmittag (6.4.) eine lapidare Presseaussendung der Festspiele: „Es wird einen Wechsel in der Regie des 'Jedermann' geben.“ Michael Sturminger wird den Job übernehmen. In nicht mal vier Monaten stampft man einen neuen „Jedermann“ aus dem Boden. „Den Festspielen ist es gelungen, mit Regisseur Michael Sturminger, Renate Martin und Andreas Donhauser, die die Ausstattung übernehmen werden, ein erprobtes und erfolgreiches Team für den neuen Jedermann 2017 zu engagieren.“

Und warum diese kurzfristige Entscheidung? „Angesichts der Tatsache, dass 2017 neun Rollen neu besetzt werden, allen voran die Titelfigur und die Buhlschaft, wurde mit dem Regieteam Brian Mertes und Julian Crouch im Sommer 2015 eine Weiterentwicklung ihres Konzepts vereinbart.“ Weiterentwicklungen einer bestehenden Inszenierung hätten auch in der Vergangenheit bei vielen Inszenierungen des Jedermann stattgefunden, heißt es, sie seien „geradezu Bestandteil der spezifischen Jedermann-Historie“.

In „zahlreichen Treffen“ seien seit Nominierung der neuen Schauspieler-Crew – allen voran Tobias Moretti in der Titelrolle und Stefanie Reinsperger als Buhlschaft – die „Grundpfeiler der Erneuerung“ diskutiert worden. „Da diese Diskussionen trotz großer Bemühungen von beiden Seiten zu keiner Einigung geführt haben, hat man sich einvernehmlich entschlossen die Zusammenarbeit nicht mehr fortzuführen und den 'Jedermann' neu zu inszenieren.“

Vier Jahre lang war nun die Inszenierung von Brian Mertes und Julian Crouch zu sehen gewesen. Die Prozession des Jedermann-Ensembles vor jeder Vorstellung vom Festspielhaus zum Domplatz, ein beliebtes Fotomotiv für Salzburg-Touristen im Sommer, ist nun wohl Geschichte.

Ist die Entscheidung nicht katastrophal knapp? „Für die Neuinszenierung des Jedermann steht eine ausführliche Probezeit, nämlich 6. Juni bis 21. Juli 2017 zur Verfügung“, melden die Festspiele dazu beruhigend.

Bleiben also, weil wir eh erst den 7. April haben, für Sturminger und sein Ausstattungsteam – ein eingeschworenes Grüppchen – satte zwei Monate zum Nachdenken und Konzipieren. Hoffentlich sind sie nicht zu anspruchsvoll, was Technik, Dekorationen und Gewänder angeht: Das könnte dann in den Werkstätten und an den Nähmaschinen nämlich schon ordentlich Stress machen.

Bilder: Salzburger Festspiele / Teresa Zötl (1); Anne Zeuner (1)
Zur Glosse Entwicklungshelfer
Zum Porträt Michael Sturminger Casanova, Mozart – und der Jedermann

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014