Die Himmelskönigin zu ehren

FESTSPIELE / LES CONCERTS DES NATIONS / JORDI SAVALL

26/07/17 Den 450. Geburtstag zu feiern, bietet Salzburg derzeit über fünf Tage hinweg ein Claudio Monteverdi-Festival im Festival. Eingebettet die Ouverture Spirituelle beeindruckten Dienstag (25. 7.) zu später Stunde Jordi Savall und seine Ensembles in der Kollegienkirche mit der „Marienvesper“.

Von Horst Reischenböck

Salzburgs „echte“ Marienkirche wäre die Franziskanerkirche. Diese wäre freilich weder dem Aufgebot an Ausführenden noch der Publikumsnachfrage nicht gewachsen gewesen. Daher bot die Apsis in der Kollegienkirche - mit der auf der Weltkugel thronenden Immaculata - den optisch passenden Rahmen zur „Vespro delle Beata Vergine“. Mit der problematischen Akustik des Kirchenraums längst bestens vertraut, gelang Jorid Savall eine packende, Aufführung dieses den zeitlichen Rahmen einer „Vesper“ sprengenden Werks.

Um die mit Viola da gamba, Harfe, Orgelpositiv, Basse de violon und Theorbe üppig und farbenreich besetzte Continuo-Gruppe postierte Jordi Savall die 15 Stimmen seiner Capella Reial de Catalunya, aus der heraus immer wieder Solisten an die Rampe traten. Dahinter die Streicher von Le Concert des Nations, ihnen gegenüber je drei Posaunen und Zinken. Letztere verhalfen schon der einleitenden Toccata (dem „Orfeo“ entlehnt und dem Responsorium unterlegt) zu strahlender Wirkung. Weltlicher Glanz, der auch der Himmelskönigin gebührt.

Abgesehen von den faszinierend wortdeutlich gestalteten Psalmen, denen die handverlesene Vokalistenschar bestens durchhörbare Deutlichkeit verlieh, beeindruckten die Soli: etwa die Motette „Nigra sum“, die der Tenor Lluis Vilamajó - durchaus passend - opernhaft artikulierte. Später duellierte er sich quasi mit Cyril Auvity im „Duo Seraphim“. Berührend in der Aussage und faszinierend in der technischen Perfektion war das „Pulchra es“ der beiden mit engelsgleich strahlender Höhe auftrumpfenden Sopranistinnen Emöke Baráth und Monica Piccinini. Solide Fundamente lieferten in bester Übereinstimmung Bariton Furio Zanasi sowie das Bass-Trio Stephan MacLeod, Daniele Carnovich und Antonio Abete, während Countertenor David Sagastume erst relativ spät seine durchschlagende Stimme qualitätvoll aussingen durfte. Als eben konzertante Darbietung genommen - aus der wohl die Mehrheit der Zuhörer die spirituelle Komponente ausklammerte – gab es nach dem beeindruckenden „Magnificat“ stürmischen Beifall. Einem Festspiel würdig war's allemal!

Bilder: Salzburger Festspiele / Silvia Lelli