Unfug, Emotion und große Geste

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE / BOLTON

31/07/17 Lauter Mozart – ganz wie früher einmal – bescherte das Mozarteumorchester dem Festspielpublikum mit seiner zweiten Mozart-Matinee und erntete stürmischen Jubel. Die Sopranistin Sandrine Piau sang, ganz wie es sich „gehört“, zwischen den Orchesterwerken Mozartarien und sprengte schier den Saal mit purer Energie.

Von Heidemarie Klabacher

Das Mozarteumorchester bestritt seine zweite Mozart-Matinee unter der Leitung seines ehemaligen Chef- und nunmehrigen „Ehren“-Dirigenten Ivor Bolton. Eröffnet haben Bolton und „die Seinen“ mit der Serenade D-Dur für zwei Orchester KV 239 der „Serenata notturna“ und dem Musikalischen „Unfug“ dem Gallimathias musicum KV 32 des Zehnjährigen Mozart. Die 17 Miniaturen zündete Bolton mit Verve und Witz. Der Knabe Mozart scheint mit erstaunlichem Einblick, tonsetzerischem Geschick und musikgeschichtlicher Kenntnis – die Unarten schlechterer Komponisten auf’s Korn genommen zu haben. Ivor Bolton ist der Rechte, Ironie mit Ironie zu begegnen.

Die Serenata Notturna, von der winterlichen Entstehungszeit her nicht für Umzüge durch das abendsommerliche Salzburg geschrieben, kam im erstaunlichen intonatorischen Freiflug im „kleinen“ Orchester daher und auch im Wechselspiel der beiden Instrumentengruppen war man auf beiden Seiten mit nicht mit den gewohnt pfiffigen Argumenten bei der Sache.

Mit der Symphonie D-Dur KV 504 „Prager“ freilich war das Mozarteumorchester wieder genau dort, wo es seit vielen Jahren, besonders unter der Leitung von Ivor Bolton, angesiedelt ist: auf der Weltspitze der Mozart-Interpretation.

Herzstück der samstäglichen Matinee war dennoch der Arienteil mit der französischen Sopranistin und Alte Musik-Expertin Sandrine Piau. Zwei Arien aus der Oper „Mitridate, re di Ponto KV 87 des vierzehnjährigen Mozart, die grandiose Szene und Rondo des Idamante „Non temer, amato bene“ KV 490 und die liebliche Arie der Zaide „Ruhe sanft, mein holdes Leben“ aus dem Singspiel „Zaide“ KV 344.

Mit den emotionalen Wechselbädern in Idamante-Rondo und ganz besonders mit der hochexpressiven Bravourarie der Aspasia „Nel grave tormento“ schuf Sandrin Piau die Atmosphäre einer Opernaufführung. Der Saal wurde beinahe gesprengt, von dieser gestalterischen Intensität und sängerischen Virtuosität.

Sonderapplaus gab es beim ohnehin heftigen Applaus für Ivor Bolton, der der Dame, welcher ein Träger am Kleid gerissen war, geschickte Zofendienste leistete.

Bilder: Salzburger Festspiele / Silvia Lelli