Laut und kräftig

FESTSPIELE / YCA PREISTRÄGERKONZERT / SHOKHAKIMOV

06/08/17 Laut und kräftig ließ Aziz Shokhakimov aufspielen. Der 1988 in Taschkent in Usbekistan geborene Dirigent ist der Gewinner des Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award 2016. Am Samstag (6.8.) präsentierte er sich in der Felsenreitschule dem Festspielpublikum und der Welt mit Knallern von Antonín Dvořák und Sergej Prokofjew.

Von Heidemarie Klabacher

Für Antonín Dvořáks Cello-Konzert h-Moll op. 104 hat der Chefdirigent des Nationalen Symphonieorchesters Usbekistan den 1994 in Bukarest geborenen Cellisten Andrei Ioniță als Solisten neben sich auf’s Podium geholt. Mit brillanter Unterstützung des ORF Radio-Symphonieorchesters Wien entfesselten Shokhakimov und Ioniță eine Art Taifun. Im Auge dessen: einige Inseln der gestalterischen Ruhe und gesanglichen Klangschönheit..

Aziz Shokhakimov scheint dennoch mehr das Knallige zu mögen und hat denn auch mit Sergej Prokofjews Symphonie Nr. 5 B-Dur op. 100 ein weiteres Werk ausgesucht, das sich vor allem im Fortissimo bewegt. Auch hier waren Augenblicke der gestalteten Ruhe, der sinnenden und bewältigten Gebrochenheit zu erleben. Der facettenreiche dritte Satz Adagio mit seinen zahlreichen Stimmungs- und Farbwechsel war der Höhepunkt des Abends, der sonst vor allem durch Lautstärke gekennzeichnet war.

Mit 13 Jahren debütierte Aziz Shokhakimov am Pult des Nationalen Symphonieorchesters Usbekistan, zu dessen Assistenz- bzw. Chefdirigenten 2001 und 2006 ernannt wurde. 2010 gewann er mit 21 Jahren den zweiten Preis beim Internationalen Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb der Bamberger Symphoniker. Seitdem gab Shokhakimov vielbeachtete Debüts etwa mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, den Düsseldorfer Symphonikern, dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt, der Dresdner Philharmonie, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Tonkünstler-Orchester, dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg und vielen anderen. Als Operndirigent leitete Aziz Shokhakimov etwa 2014 in Bologna eine vielbeachtete Neuproduktion von Eugen Onegin sowie eine Wiederaufnahme von Carmen an der Deutschen Oper am Rhein, die ihn daraufhin mit Beginn der Spielzeit 2015/16 als Kapellmeister verpflichtete.

Im Festspielsommer vorigen Jahres gewann Aziz Shokhakimov den in seinem siebten Jahr international längst hoch angesehenen Nestlé and Salzburg Festival Young Conductors Award. Dieser Tage präsentier(t)en sich in drei Konzerten mit der Camerata Salzburg die drei Anwärter auf den mit 15.000 Euro dotierten YCA 2017. Der Gewinner oder die Gewinnerin gibt ihr Festspieldebüt dann wiederum nächsten August.

Hörfunkübertragung am 24.8. um 19.30 Uhr in Ö1
Bilder: Salzburger Festspiele /  Marco Borrelli