So muss Mozart!

FESTSPIELE / MOZARTMATINEE / VÁCLAV LUKS

13/08/17 Kein geringes Arbeitspensum fürs Mozarteumorchester an wenigen Tagen: zweimal Verdis Oper „I due foscari“, und natürlich die beiden Wochenend-Mozartmatineen, bei denen diesmal Václav Luks am Pult stand und nicht wenig Begeisterung entfachte.

Von Horst Reischenböck

Nicht nur Teodor Currentzis' musicAeterna kann stehend zu spielen. Auch die von Konzertmeister Frank Stadler angeführte Gruppe aus 15 Streichern machte sich ohne Sitzmöbel ans Werk, für das Divertimento in F-Dur KV 125c (138). Es ist die dritte der auch so bezeichneten „Salzburger Sinfonien“, von Mozart vielleicht auf Vorrat für die nächste Italienreise geschrieben. Man kann diese Kammermusik natürlich gut auch chorisch besetzt ausführen.

Ein reines Mozart-Programm mit Orchesterkompositionen kann selbst für Kenner so erhellend wie spannend sein. Das demonstrierte der gebürtige Tscheche Václav Luks, der hier mit seinen Ensembles voriges Jahr, in der Ouverture spirituelle, Heinrich Bibers „Missa Salisburgensis“ im Dom prägte, auch am Pult des Mozarteumorchesters. Er ist ein Spezialist für Musik des 17. und 18. Jahrhundert und hat nun auch durchaus hinsichtlich des Genius loci Maßstäbe Setzendes vermittelt.

Schon den Miniatursätzchen des Divertimentos, mit allen vorgeschriebenen Wiederholungen, verpasste er Feinschliff, dass daraus funkelnde Pretiosen wurden: die übermütigen Ecksätze spritzig bewegt und zugleich differenziert die Seitengedanken fein abgestuft auskostend zurückgenommen, das Andante hingebungsvoll in eine lyrischen Liebeserklärung hinein verklärt.

In großer Besetzung und gewohnter Sitzposition ging es danach in die Ballettmusik KV 367 zu „Idomeneo“. Wie mag die originale Choreographie der Aufführung damals im München zur Faschingszeit ausgesehen haben? So wie Luks die eröffnend festlich durch Naturtrompeten beglänzte Chaconne mit ihrem thematischen Bezug auf Glucks entsprechendes Vorbild in „Orfeo ed Euridice“ zum Schluss in eine Stretta hineintrieb, war das zwar absolut publikumswirksam und wurde spontan beklatscht. Es wäre aber wohl kaum tänzerisch umzusetzen, geschweige denn zu bewältigen.

Nach der Pause Mozarts sinfonisches Opus summum in C-Dur KV 551, von anderer Hand „Jupiter“ apostrophiert und bis Beethovens „Eroica“ das umfangreichste Meisterwerk der Klassik. Auch hier bestach Václav Luks mit seinen Anleitungen zur Differenzierung, und das blendend aufgelegte Mozarteumorchester mit seinen formidablen Holzbläsern, angeführt von der Oboistin Isabella Unterer und Bernhard Krabatsch an der Flöte, folgte auf höchstem Niveau. Luks formte die von Beginn an explizit vorgegebenen Elemente, maskulin auftrumpfend im Kontrast zum femininen Seitenthema und dem unüberhörbaren Nachschlag der knapp vorher entstandener Arie „Un bacio di mano“ KV 541. Die im Text dazu auffordert, „die Usancen der Welt zu studieren.“

Bild: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli