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Musik zum Wohlfühlen - mehr nicht

FESTSPIELE / WEST-EASTERN DIVAN ORCHESTRA / BARENBOIM

19/08/17 Eine sanfte Hügellandschaft. Bäume und Sträucher im gefälligen Wechsel. Die heiter sich schlängelnden Spazierwege gut gekehrt, auf dass kein Fuß an einen spitzen Stein stoße: Daniel Barenboim führt sein West-Eastern Divan Orchestra und das Publikum durch Wellness-Oasen in Spanien und Russland.

Von Heidemarie Klabacher

Auf dem Programm des ersten ihrer beiden Gastspielkonzerte am Freitag (18.8.) standen Strauss und Tschaikowski: der „Don Quixote“ des einen, die „Fünfte“ des anderen. Beides ließ Daniel Barenboim von den Seinen mit der ihm eigenen Rücksichtnahme interpretieren: Nur nicht irritieren. Dabei gäbe es in den „Fantastischen Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters op. 35“ von Richard Strauss durchaus das eine oder andere Moment, in dem Ironie und ein wenig Schroffheit gefragt wäre. Strauss selber scheint durchaus gewusst zu haben, dass Cervantes eine Persiflage, eine Gesellschaftskritik oder einen erstaunlich modernen tiefen-psychologischen Roman geschrieben hat – aber sicher kein Heldenepos.

Das Abenteuer mit den Windmühlen. Der Kampf gegen die Hammelherde. Der Ritt durch die Luft (am ehesten erkennbar noch durch den Einsatz der Windmaschine). Kampf? Zweikampf? An diesem Abend klang alles nach „Heimkehr des geschlagenen Don Quixote in“ respektive „Don Quixotes Tod“, klang alles nach Breitwand Filmmusik.

Dabei waren mit dem Cellisten Kian Soltani und der Bratschistin Miriam Manasherov zwei ganz wunderbare junge Musiker als Solisten aufgeboten: Diese beiden machten aus den „Motiven“ des Don Quixote und seines getreuen Knappen Sancho Pansa ganz wunderbar beredte Porträts. Besonders der schlanke und elegante Celloton von Kian Soltani ließ immer wieder aufhorchen und sich freuen. Mit staunenswert wenig Vibrato, mit geschmeidigem Strich auch in den exaltierteren Passagen und weichem facettenreichen Ton auch in den höchsten Lagen: solcher Elegance war die Solopartie noch kaum einmal zu hören. Zahlreiche beredt musizierte Dialoge zwischen einzelnen Instrumenten, besonders auch innerhalb der Orchester-Celli oder der Holzbläser haben deutlich gemacht, welch hervorragenden Musikerinnen und Musiker hier interpretatorisch der Zügel des Weichspülers angelegt wurde.

All das gilt sinngemäß – inklusive Breitwand-Tauglichkeit - auch für die Wiedergabe von Peter I. Tschaikowskis Symphonie Nr. 5 e-Moll op. 64: Daniel Barenboim ließ sein junges Orchester den tiefen facettenreichen Grautönen der recht düsteren Symphonie schwelgen, und verzichtete auch hier, in den dramatischeren wie in den heitereren Passagen, weitgehend auf Akzente in Phrasierung oder Agogik. Nicht einmal laut wurde es so richtig, nur kurz im triumphalen Finale – vor dem einige Ignoranten glaubten, hineinklatschen zu müssen.

Das zweite Konzert mit dem West-Eastern Divan Orchestra unter Daniel Barenboim ist am Sonntag (20.8.) um 17 Uhr im Großen Festspielhaus - www.salzburgerfestspiele.at
Bild: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

 

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