asdf
 

Lächeln mit Crescendo

FESTSPIELE / GUSTAV MAHLER JUGENDORCHESTER / METZMACHER

26/08/17 Allein beim Anblick jungen Musiker und Musikerinnen, die die Bühne der Felsenreitschule beim Aufmarsch langsam füllen, ist einem nicht bang um die Zukunft der klassischen Musik. Nicht nur wegen der Quantität: Das Gustav Mahler Jugendorchester, 25 Jahre jung, beweist im Rahmen der Salzburger Festspiele mit Qualität, dass wir sehr gut ausgebildeten Nachwuchs haben.

Von Christiane Keckeis

Die angespannten Mienen der Musizierenden beim Auftritt passten zum ersten Programmpunkt: Drohende Gefahr, Angst, Katastrophe. So untertitelt Arnold Schönberg sein Opus 34: „Begleitmusik zu einer Lichtspielszene“ – kein Wohlfühlstück. Schönberg macht erwartungsgemäß kein lautmalerisches Emotionentheater, er konzipiert ein Stück der Gegensätze, das sich nicht von selbst erschließt. Mit höchster Konzentration folgen die Stimmgruppen Ingo Metzmacher, der elegant und fein koordiniert. Skurrile Farben, dynamisches Ausloten (sehr schönes Pianissimo der Bratschen gleich zu Beginn), hervorragend disponierte Bläser, präsentes Klavier – da wird vieles herausgearbeitet und deutlich gemacht.

Im Kontrast zum eher spröden Schönberg darf dann Gershwins Konzert für Klavier und Orchester F-Dur für Stimmung im Publikum wie unter den Musizierenden sorgen. Mit Jean-Yves Thibaudet wurde ein Pianist gefunden, dem es mühelos gelingt die Orchestermusiker- und Musikerinnen in seinen Bann zu ziehen und den Geist Gershwins zu beschwören mit Jazz (nicht nur) im kleinen Finger. Interessanterweise fiel dem Orchester der Zugang zu dem frei fließenden, oft sehr kammermusikalisch aufeinanderhörenden Miteinander weit schwerer als die komplizierten Verschränkungen Schönbergs. Es braucht ein wenig, bis das Spritzige leicht und wie hingeworfen klingt, bis strenges Im- Rhythmus-Bleiben sich nicht mit dem musikalischen Atem spießt, so manches Solo der Bläser ist vielleicht eine Spur zu akademisch gefühlt, aber letztlich nimmt der Solist Thibaudet sie alle mit. Es ist spürbar, wie sehr sie ihn mögen. Das Gershwin Feeling entwickelt sich mit jedem Satz weiter, die hervorragende Konzertmeisterin erhascht es in ihrem Solo besonders erfreulich. Und siehe da, beim Applaus können inzwischen fast alle vorsichtig lächeln. Mit seiner Zugabe, Ravels „Pavane pour une infante défunte“, berührt Thibaudet durch die schlichte Innigkeit seines Spiels und seine unmanierierte Ausdruckskraft.

Bela Bartoks Konzertfassung des Balletts „Der wunderbare Mandarin“ zeigt in effektvollen Bildern programmatische Szenen. Damit können die Musizierenden eindeutig viel anfangen, die strengen Rhythmen Bartoks kommen präzis und aufregend, die Gestaltung der verschiedenen Bilder ist farbig vom Blech(Posaunen!) bis zu den Streichern, die Übergänge gelingen perfekt, die Solo-Klarinette gestaltet intensiv mit allen zur Verfügung stehenden Klangfarben und zwingt zum Zuhören, die Steigerungen sind engagiert, ganz organisch, fulminant. Bravi!

Zum Abschluss führt Ravels Suite Nr. 2 aus Daphnis und Chloe in bukolische Gefilde. Klangschönheit ohne Ende, der erwachende Garten, die Vogelstimmen – man spürt, wie deutlich die Vorstellungen der Musikerinnen und Musiker sind, wie sie mit Ideen malen und gestalten. Hervorragend etwa die Solo-Flöte! Satte Streicher und lebendige Bläser – das ist eine Freude beim Miterleben der Bilderflut. Metzmacher holt alle dynamischen Möglichkeiten heraus, hält in Balance und gibt den Rahmen der Bilder vor. Großer Jubel als Dank – und am Ende dann auch gute Stimmung auf der Bühne, herzliche Umarmungen – da geht die Party sicher noch weiter.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014