Ein Erzähler für die Zauberflöte

SALZBURGER FESTSPIELE 2018 / OPER

08/11/17 Der Sprecher ist bekanntlich ein Sänger. Aber Bruno Ganz auf der Besetzungsliste der „Zauberflöte“? Er übernimmt eine neu eingeführte Figur, den „Erzähler“. Die amerikanische Regisseurin Lydia Steier werde die Geschichte aus der Perspektive der drei Knaben aufrollen, heißt es.

Von Heidemarie Klabacher
und Reinhard Kriechbaum

Mit Mozarts „Zauberflöte“ geht es also am 27. Juli im Großen Festspielhaus los, in einer Inszenierung der US-amerikanische Regisseurin Lydia Steier. Constantinos Carydis dirigiert die Wiener Philharmoniker. Aufhorchen lässt die Besetzung des Sarastro mit dem Bariton Matthias Goerne. Das sei aufgrund dramaturgischer Überlegungen vor allem auch mit dem Dirigenten zustande gekommen, verrät Markus Hinterhäuser. „Und ich kann Sie beruhigen: Göerne hat die Tiefe.“ In weiteren Hauptrollen Mauro Peter, Albina Shagimuratova und Christiane Karg.

Tags darauf folgt „Salome“ von Richard Strauss in der Felsenreitschule. „Die Inszenierung wird zunächst vor allem versuchen, sich von einigen Stereotypen dieser Figur der Salome zu befreien“, so der Regisseur Romeo Castellucci. Es werde eine Salome, „die durch Weglassen wirken wird“ kündigt er an. Und es soll eine Inszenierung „ohne einen Tropfen Blut“ werden. Der Italiener wird für Regie, Bühne, Kostüme und Licht verantwortlich zeichnen. Castellucci verfüge, so Markus Hinterhäuser, über die „außergewöhnliche Fähigkeit Bilder zu erschaffen, in denen das Wissen des Unbewussten pulsiert.“ Der Raum werde eine große Rolle spielen. Franz Welser-Möst leitet die Wiener Philharmoniker, singen werden u.a. John Daszak, Anna Maria Chiuri, Asmik Grigorian oder Julian Prégardien.

Als dritte Neuinszenierung folgt am 5. August im Großen Festspielhaus Peter Iljitsch Tschaikowskis „Pique Dame“: Hans Neuenfels inszeniert das russische Seelendrama, Mariss Jansons leitet den dritten Operneinsatz der „Wiener“. Hanna Schwarz gibt die Gräfin. Evgenia Muraveva singt die Lisa, Brandon Jovanovich den Hermann, Vladislav Sulimsky singt Graf Tomski / Plutus und Igor Golovatenko ist Fürst Jelezki.

Jan Lauwers kommt wieder nach Salzburg und bringt für seine Neuinszenierung von Claudio Monteverdis „I L’incoronazione di Poppea“ im Haus für Mozart seine legendäre „Needcompany“. Mitwirken werden Tänzer und Tänzerinnen des BODHI PROJECT sowie der SEAD Salzburg Experimental Academy of Dance. William Christie leitet „Les Arts Florissants”. Sonya Yoncheva als Poppea und Kate Lindsey als Nerone singen die Hauptrollen. Premiere ist am 12. August.

Gioachino Rossinis „L'italiana in Algeri“ in der Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier steht als Wiederaufnahme von den Pfinsgstfestspielen ab 8. August im Haus für Mozart auf dem Spielplan. Jean-Christophe Spinosi leitet das Ensemble Matheus. Cecilia Bartoli wird wieder die Rolle der Isabella singen, weitere Hauptpartien Ildar Abdrazakov, und Edgardo Rocha.

1966 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, zählt Hans Werner Henzes Oper „Les Bassarids“ aufgrund ihres musikalischen Reichtums, ihrer evokativen Kraft und dramaturgischen Originalität zu den bedeutenden Opern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Für die Salzburger Neuproduktion behält Regisseur Krzysztof Warlikowski die Uraufführungsfassung mit dem Intermezzo „Das Urteil der Kalliope“ bei. Wieder spielen die Wiener Philharmoniker, diesmal unter Kent Nagano. Sean Panikkar ist Dionysus, Russell Braun singt Pentheus. Willard White ist Cadmus, Nikolai Schukoff ist Tiresias / Calliope, Károly Szemerédy der Captain / Adonis, Tanja Ariane Baumgartner singt Agave / Venus, Claudia Boyle ist Autonoe / Proserpine und Anna Maria Dur singt Beroe.

2018 jährt sich der Geburtstag Gottfried von Einems zum 100. Mal. Er war Mitglied des Festspieldirektoriums und hat für die zeitgenössische Oper im Programm gekämpft. „Es war ihm ein Anliegen, die Salzburger Festspiele als Plattform für die Kunst der Zeit zu machen“, erinnern die Festspiele. Es wird ihm zum Gedenken eine konzertante Aufführung seiner Oper „Der Prozess“ (1953 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt) geben. HK Gruber, der Gottfried von Einem noch gekannt hat, dirigiert das ORF Radio-Symphonieorchester Wien.

„Auf Placido Domingos Wunsch hin spielen wir Georges Bizets 'Les Pêcheurs de perles'“, sagt Markus Hinterhäuser. Domingo wird am 23. und 23. August die Partie des Zurga übernehmen. Aida Garifullina (eine Festspiel-Debütantin), Javier Camarena und Stanislav Trofimov singen die weiteren Hauptrollen. Patrick Fournillier leitet das Mozarteumorchester Salzburg.

Und wer gar nicht genug Oper kriegen kann und obendrein doch auch in diesem Sommer die Netrebko hören will: Am vorletzten Festspiel-Tag (29. August) singt sie mit ihrem Ehemann, dem tenor Yusif Eyvazov Arien und Duette von Verdi und Umberto Giordano, begleitet vom Mozarteumorchester.

www.salzburgerfestspiele.at/oper
Bilder: Thomas Brill (1); Pavel Vaan / Leonid Semenyuk (1); Greg Gorman/LA Opera (1)
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