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Zu groß fürs Kleine – und umgekehrt

FESTSPIELE / ARCADI VOLODOS

01/08/18 Arcadi Volodos reitet ein gar seltsames Steckenpferd. Er hat sich der Musik von Federico Mompou (1893-1987) verschrieben, ihm sogar eine CD gewidmet. Schon mal den Namen oder gar Musik von dem Herrn gehört?

Von Reinhard Kriechbaum

Volodos ist mit dieser abseitigen Vorliebe immerhin nicht ganz allein – Wikipedia liefert zu Mompou, dem Sohn eines Katalanen und einer Französin, immerhin ein Ergebnis und weiß sogar von zwei weiteren CD-Einspielungen der „Música callada“, einer Sammlung von 28 kleinen Klavierstücken, von denen Volodos in seinem Festspiel-Solistenkonzert am Dienstag im Großen Saal des Mozarteums ein Dutzend vorstellte. Auf Youtube finden sich auch vom Komponisten selbst eingespielte Aufnahmen.

„Música callada“ heißt übersetzt übrigens verschwiegene Musik, ein Titel, der fast ihr Schicksal heraufbeschwört. Die Stücke sind zwischen 1951 und 1967 entstanden, seltsam aus der Zeit gekippt, denn sie muten an wie Salonmusik – aber eben aus einer Ära, da es längst keine bourgeoisen Wohnzimmertreffen mit Musik und wohl auch nicht mehr so viele hinlänglich routiniert Klavier spielende Bürgerstöchter gab. Meist sind es überschaubare pianistische Miniaturen, aus einer knappen Melodie oder einer überschaubaren Harmoniefolge heraus entwickelt, manchmal harmonisch leicht angeschärft, sehr oft in charmante Melodik ausweichend. Nur das Selbst-Spielen würde vermutlich ein Urteil zulassen, ob sich die Beschäftigung lohnt. Wenn Arkadi Volodos das vorspielt, erschließt sich das Warum und Wofür absolut nicht.

Aber es war überhaupt ein etwas problematischer Klavierabend, denn Volodos, sonst ein Respekt einflößender Virtuose, wählte zuerst das ganz Kleine (vor Mompous Charakterstücken die Kinderszenen op. 15 von Schumann) – und dann ausgerechnet Musik in Übergröße, nämlich Schuberts letzte Sonate in B-Dur. Bei den Kinderszenen war offensichtlich, dass Volodos die Finger zu gerne mehr bewegte als hier überhaupt Noten auf dem Paper stehen. In der B-Dur-Sonate gibt es fürwahr Noten genug, aber wenn einem Pianisten den ganzen ersten Satz nichts anderes einfällt, als den Basstriller, in den das Haupttherma mündet, wieder und wieder aufdringlich heraustönen zu lassen, wird man der Sache alsbald müde. Schubert für Trantüten, un-sinnig und un-sinnlich. Der Finalsatz dann reichlich draufgängerisch, mit dem Kopf deutlich vorauseilenden Fingern. Das reichte immerhin für Bravo-Rufe und einen etwas melancholisch geratenen Zugabenblock (Brahms, Schubert).

Bild: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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