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Mächtig prächtig

FESTSPIELE / c-MOLL-MESSE

10/08/18 Wenn eine Tradition schon 91 Jahre lang währt, dann darf man sie wohl als eine „liebgewordene“ bezeichnen. Aber konnte man die diesjährige Aufführung unter Sir Roger Norrington liebgewinnen?

Von Christiane Keckeis

Norrington entschied sich in seiner Interpretation von Mozarts letzter Messe, mit der Camarata Salzburg und dem Bachchor, für Opulenz und Klangrausch. Auch die Solistenwahl wies stilistisch eher in Richtung „große Oper“ . Was durchaus legitim ist, auch wenn damit die Begeisterung Mozarts für sein großes Vorbild Bach, von der die c-moll Messe getragen ist wie keine andere, im wahrsten Sinne des Wortes im Klang untergeht.

In der zudem nicht ganz einfachen Akustik wirkte am Donnerstag (9.8.) in der Stiftskirche St. Peter vieles diffus, verschwommen, Details waren schwer hörbar. Die doppelchörige Choraufstellung nahm dem Chor hinter dem Orchester die Schlagkraft, bis zum Mittelschiff fand vieles kaum mehr statt: Schade beispielsweise für die große „Cum Sancto Spiritu“-Fuge des Gloria, prächtig zwar mit gewaltigen Blechbläsern, doch die möglicherweise artistischen Koloraturen des Chors waren nicht mehr nachvollziehbar. Da wäre etwas mehr Transparenz schon wünschenswert gewesen. Die Balance zwischen Chor und Orchester geriet in Kyrie und Gloria oft zu Ungunsten des Chores, die Auslotung von Dynamik bis ins echte Piano gelang nur selten und auch die Farbgebung übertrug sich nur wenig.

Bestechend in Kraft und Klang (und auch in der Balance) agierte der hervorragende Chor dann im Credo. Die Schläge des Crucifixus, die Bewegung des „Et resurrexit“ – da hatte man im Gegensatz zu den eher routiniert angegangenen anderen Teilen sehr wohl den Eindruck gut gearbeiteten musikalischen Ausdruckwollens. Das mag auch daran gelegen sein, dass der Chor hier in der gewohnten Aufstellung singen konnte.

Die durchwegs britischen Solisten erfüllen ihre Aufgaben angemessen, die Mezzosopranistin Katie Coventry, Teilnehmerin des Young Singers Project 2018, sprang kurzfristig für eine erkrankte Kollegin ein und meistert die herausfordernde Arie „Laudamus te“ und das Sopran Duett „Domine Deus“ mit dunklem Timbre und Anstand. Ihre Kollegin Lucy Crowe pflegt einen etwas manierierten Stil, ihr schon ins dramatische gehender Sopran müht sich mit einigem Erfolg um die lyrischen Passagen, und wenn Klang und Pracht gefragt waren, übertönt sie alles mit Glanz und Herrlichkeit. Rupert Charlesworth profiliert sich in der Arie „Et in Spiritum Sanctum“ als solider, koloraturenfähiger Tenor, Edwart Grint trägt als Basis in den Solistenquartetten mit seinem warmen, schlanken Bass.

Die von Robert D. Levin ergänzte Fassung des c-moll-Torsos scheint – trotz ordentlich wissenschaftlichen Backgrounds – verzichtbar, auch wenn man mit einem nicht sonderlich einfallsreichen „Dona nobis“- Ohrwurm nach Hause geht. Und sich heimlich auf die nächsten Wochenenden mit der allwöchentlich qualitativ sehr erfreulichen Salzburger Kirchenmusik mit heimischen Solistinnen und Solisten freut.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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