Die letzte, 1780 in Salzburg komponierte Sinfonie in C-Dur KV 338 ist ein festliches Werk, so recht zur stimmungsvollen Intrada geeignet. Und doch, wer tiefer hineinhört, entdeckt grummelnde Untertöne, gewissermaßen aufmüpfig als Adresse an Landesherrn Fürsterzbischof Colloredo gerichtet. Das kitzelte auch Ádám Fischer mit engagierter Zeichengebung aus dem willigst mitstreitenden Mozarteumorchester in den schwungvollen Ecksätzen heraus. Hier akustisch zusätzlich aufgepäppelt durch Einsatz ventilloser Hörner und Naturtrompeten.
Ádám Fischer profilierte sich in der Vergangenheit nicht nur durch seinen Einsatz für Joseph Haydn in Eisenstadt, sondern hat auch „seinen“ Mozart schon lange stilsicher drauf. Das beweist nicht zuletzt seine Gesamtaufnahme aller Sinfonien des Genius loci.
Was verbindet Wolfgangs C-Dur-Sinfonie mit seiner 1786 in Wien entstandenen, ihres Uraufführungsortes wegen jedoch als Prager betitelten Sinfonie in D-Dur KV 504? Vordergründig das Fehlen eines Menuetts und damit eben auch die Dreisätzigkeit. Die Prager Sinfonie ist jedoch schon vom einleitenden Adagio an noch weitaus dramatischer zugespitzt. Komponenten, wie sie Ádám Fischer detailliert und vernehmlich aus dem anschließenden Allegro schürfte, in dem besonders Solo-Oboe und Flöte perfekt kantabel miteinander verschmolzen. Nach den gewichtigen Forte-Ausbrüchen im Andante wirbelte das blendend disponierte Mozarteumorchester durchs finale Presto: So hört sich perfektes Mozart-Glück an!
Die holländischen Brüder Lucas und Arthur Jussen haben zwar schon in Salzburg gastert, ihr Auftritt jetzt mit dem Doppelkonzert in Es-Dur KV 316a (365) war aber ihr Festspieldebüt. Man hörte das Werk in dem von Mozart selbst für Aufführungen in Wien nachträglich durch Trompeten, Pauken und Klarinetten vom Klang her zusätzlich aufgemotztem Begleitpart. Klarinetten gab's damals in Salzburg noch nicht.
Nikolaus Harnoncourt postierte einst beide Flügel seitlich außerhalb des Orchesters, um optisch wie akustisch den Ping-Pong-Effekt zu verstärken. Hier, die Klaviere gewohnt ineinander verschränkt, erinnerten Lucas und Arthur daran, dass sie mit eben diesem Werk erstmals öffentlich zusammen aufgetreten waren. Der Jüngere zählte damals erst zehn Jahre! Mit nach wie vor ungebrochen jugendlichem Elan stürzten sich beide in die ihnen gestellt brillanten Aufgaben, in den umrahmenden Allegri spielerisch-verspielt, im Zusammenklang aus einem Guss. Dieweilen das Andante inmitten gegen Ende zu nachdenklich fast romantisch ausfranste.
Die Einspielung der Jussens hat ihr Label übrigens erst jüngst aus dem Katalog gestrichen: Das läuft dann unter Künstler-Promotion und Hörerservice. Nach dem Beifallssturm bedankten sich Lucas und Arthur Jussen vierhändig an einem Steinway mit drei Miniaturen aus Georges Bizets „Jeux d‘enfants“-Suite.