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Der Jungspund ist gerade richtig alt

HINTERGRUND / JEDERMANN

25/06/10 Wer es ganz genau wissen will: Birgit Minichmayr ist die dreißigste Buhlschaft in der Geschichte des Salzburger „Jedermann“. Nicholas Ofczarek ist hingegen erst der fünfzehnte Jedermann. Offenbar altern Jedermänner nicht so intensiv wie die jungen Damen an ihrer Seite.

Von Reinhard Kriechbaum

A propos Alter: Mit seinen 39 Jahren mag Nicholas Ofczarek gegenüber dem Langzeit-Jedermann Peter Simonischek ja als rechter Jungspund daherkommen. Aber grundsätzlich passt das Alter. Er sei vierzig Jahre alt, heißt es in einer Textpassage, die aber gestrichen wurde. „Die der Vorgänger gestrichen hat“, sagte Birgit Minichmayr etwas keck bei einem Pressegespräch am Freitag (25.6.) in Salzburg.

Schauspielchef Thomas Oberender über die derzeitigen „Jedermann“-Strategien: Man könne Christian Stückls Neudeutung gar nicht hoch genug schätzen, denn erstmals wurde die Linie von Max Reinhardt und „den Assistenten seiner Assistenten“ verlassen. In diesem Jahr, in dem Stückl das Stück mit einem neuen Ensemble komplett neu inszeniert, erwartet Oberender einen weiteren Modernisierungsschub.

In Stückls Version, so Oberender, mussten die Schauspieler nicht mehr in der Form agieren, wie ihre Rollenvorgänger sie angelegt hatten: „Sie haben neue Figuren kreieren können.“

Nun also nochmal eine komplett neue, deutlich verjüngte Truppe. Das gelte, so Oberender, nicht nur für die Titelfigur und die Buhlschaft: "Es ist eine Modernisierung über Stückl hinaus, durch die Schauspieler“, verspricht Oberender. „Das war mir wichtig auch in den anderen Rollen: Sie werden zum Beispiel die Guten Werke, wie Angelika Richter sie anlegt, so noch nicht gesehen haben.“ Dass man in Salzburg gerade den „Jedermann“ nicht dem Regietheater „ausgeliefert“ habe, sondern auch im Fall von Christian Stückl auf Kontinuität setze, darüber ist Oberender im Nachhinein sehr froh.

Im übrigen haben in dem Pressegespräch logischerweise sowohl Birgit Minichmayr als auch Nicholas Ofczarek es tunlichst vermieden, sich vorab auf Festlegungen einzulassen. Ofczarek entdeckt „wahnsinnig viel Wahrheit in dem Stück“ - no na, was sollte ein Jedermann denn sonst sagen? Und über den Tod denke er immer wieder und regelmäßig nach, und nicht erst bei der Vorbereitung auf diese konkrete Rolle: „Wenn man einigermaßen ehrlich ist zu sich selbst, dann sollte man immer wieder Rechenschaft ablegen vor sich selbst.“ Thomas Oberender sieht angesichts des „totalen Abgrunds, an dem sich Europa derzeit bewegt“, dass das Stück immer aktueller werde. „Der 'Jedermann' zeigt uns die Dämonie der Anmaßung des Geldes.“

"Jedermann"-Premiere ist am Sonntag, 25. Juli. Wie man hört, sind die Vorstellungen heuer schon dreifach überbucht. - www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: SF / Ingo Pertramer
Zum Porträt Birgit Minichmayr {ln:Die Buhlschaft ist erst einmal ein weißes Blatt}

 

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