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Pragmatischer Humanist

IM PORTRÄT / JULIAN NIDA-RÜMELIN

20/04/21 Der Philosoph und Autor Julian Nida-Rümelin wird am 25. Juli in der Felsenreitschule die Festrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele halten. Er sagt: „Der moderne Mensch kann nicht ohne Utopie leben, andererseits wird er durch den Utopismus gefährdet. Ein pragmatischer Humanismus ist die Alternative in unübersichtlichen Zeiten.“

„Julian Nida-Rümelin ist der ideale Festredner für das 100-Jahr-Jubiläum der Salzburger Festspiele. Er ist einer der herausragenden Intellektuellen unserer Zeit. Seine Weltsicht wurzelt in den Ideen der Aufklärung und dem europäischen Erbe. Hellsichtig analysiert er den Zustand unserer Gesellschaft“, so Markus Hinterhäuser, der Intendant der Salzburger Festspiele. Julian Nida-Rümelin werde in seiner Eröffnungsrede über Eine humanistische Utopie sprechen. Schon bei der Gründung der Salzburger Festspiele habe die Utopie des Friedens eine Rolle gespielt, und „inmitten einer der großen Menschheitskrisen“ stelle sich die Frage nach einer besseren Welt besonders dringlich“.

Julian Nida-Rümelin gehöre, so die Festspiele in einer Aussendung, zu den führenden Philosophen unserer Zeit. Der 1954 in München geborene Sohn des Bildhauers Rolf Nida-Rümelin studierte Philosophie, Physik, Mathematik und Politikwissenschaft in München und Tübingen. Nach Professuren in den USA, Tübingen und Göttingen, lehrt er seit 2009 Philosophie und politische Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Ethik, Rationalitätstheorie, politische Philosophie und Kulturtheorie sind seine Schwerpunkte.

Von 1998 bis 2002 war Julian Nida-Rümelin in der Kulturpolitik tätig, zunächst als Kulturreferent der Landeshauptstadt München. 2001 wurde er Kulturstaatsminister in der Regierung von Bundeskanzler Gerhard Schröder, die er zum Ende der ersten Amtsperiode der rot-grünen Koalition im Jahr darauf verließ.

Nida-Rümelin ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, für die er eine interdisziplinäre Forschungsgruppe zum Thema internationale Gerechtigkeit und institutionelle Verantwortung leitet. Er ist außerdem Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste sowie Direktor am Bayerischen Institut für digitale Transformation. Seit Mai 2020 ist er stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrats.

Nida-Rümelin ist Autor zahlreicher Bücher sowie Kommentator zu ethischen, politischen und zeitgeschichtlichen Themen. In seinen Publikationen schlägt er Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, Kultur und Politik, immer wieder schaltet er sich auch in aktuelle, tagespolitische Debatten ein. Für sein Buch Digitaler Humanismus erhielt er 2019 in Österreich den Bruno-Kreisky-Preis für das beste politische Buch des Jahres. Erst heuer veröffentlichte Nida-Rümelin gemeinsam mit seiner Frau, der Kulturwissenschaftlerin Nathalie Weidenfeld, das Buch Die Realität des Risikos. Über den vernünftigen Umgang mit Gefahren“. Hier plädiert das Wissenschafter-Paar für ein realistisches Verständnis von Risiken und für eine ethisch begründete Risikopraxis.

„Wir freuen uns sehr, dass Julian Nida-Rümelin die Rede zur Eröffnung der Festspiele halten und damit den richtigen Ton vorgeben wird“, so Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler. Der Titel Eine humanistische Utopie passe zu den Salzburger Festspielen, die als Friedensprojekt, „also als humanistische Utopie“, mitten im Ersten Weltkrieg ersonnen“ wurden. Pax=Friede ist auch der Titel der Ouverture spirituelle ab 18. Juli. (SFS)

Foto: SFS / Diane von Schoen

 

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