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Arbeiten mit echt guten Orchestern

HINTERGRUND / FESTSPIELE / KARAJAN AWARD

21/05/09 Wie kommen die Festspiele zu guten, zu den besten Dirigenten? Die Frage allein zeigt, wie sehr sich das, was man so schön „Musikbetrieb“ nennt, in den letzten Jahrzehnten geändert hat. Über den jetzt nach Herbert von Karajan benannten Preis der Festspiele für junge Dirigenten.

Von Reinhard Kriechbaum

Heuer wird er wirklich vergeben, und die Vorausentscheidung dafür ist gefallen: Am 7., 8. und 9. August werden drei junge Dirigenten um jene Auszeichnung rittern, die als Young Directors Award 2010 das erste Mal ausgeschrieben war und schon mehreren Gewinnern entscheidende Karriere-Tore geöffnet hat. In einem Pressegespräch heute Freitag (21.5.) haben Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser und Konzertchef Florian Wiegand auch ein wenig über die Motivation geplaudert. Warum also ein Dirigentenpreis bei den Festspielen?

Vor wenigen Jahrzehnten noch hatten Schallplatten-Labels in Salzburg das große Sagen. Diese Zeiten sind vorbei, im Musikgeschäft ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Zwei Drittel der hier sommersüber tätigen Dirigenten seien in einem Alter, dass ihre Zeit absehbar „zu einem Ende kommen“ werde, so Markus Hinterhäusers realistische Einschätzung. Sie alle seien (abgesehen von ihrer künstlerischen Qualität) „auch Ergebnis einer Industrie“ gewesen. „Jetzt gilt es, andere Wege zu finden“, so der Intendant.

220 Anmeldungen hat es gegeben, „deutlich mehr Bewerbungen als in früheren Jahren“, sagt Florian Wiegand, was er der Zugkraft des Namens Karajan zuschreibt. Acht Leute haben es in die Auswahlrunde geschafft. Sie hatten einen Probentag lang die Möglichkeit, mit dem oenm und dem Mozarteumorchester zu proben. Mit Argusaugen beobachtet von der Jury, die schließlich die drei Finalisten Luis Toro Araya, Jonas Ehrler und Joel Sandelson bestimmte. Sie werden am 7., 8. und 9. August ein jeweils etwas über einstündiges Programm nach eigener Wahl mit der Camerata Salzburg hören lassen. Ein zeitgenössisches Stück muss jedenfalls dabei sein, außerdem eine Konzertarie von Mozart (gesungen von Teilnehmern des Young Singer's Project).

„DVDs sind die einzige Möglichkeit, die Kandidaten kennen zu lernen“, plaudert Markus Hinterhäuser aus der Schule. Er beklagt die oft „lausige Tonqualität“. Und es sind natürlich meist nicht die besten Orchester. „Wir garantieren den eingeladenen Kandidaten beste Orchesterqualität.“ Der Auswahl-Probentag verlange von den Kandidaten „Zeit-Ökonomie, ein wesentliches Kriterium für Dirigenten“, sagt Hinterhäuser. Von diesen Erfahrungen profitierten auch jene jungen Künstlerinnen und Künstler, die es nicht die Endrunde schaffen.

Diesmal in der Endrunde des Herbert von Karajan Young Conductors Award: der Schweizer Jonas Ehrler und der Chilene Luis Toro Araya haben ihr Handwerk an der Musikhochschule in Zürich gelernt, derzeit eine Kaderschmiede für junge Dirigenten. Der Brite Joel Sandelson hat in seiner Heimat studiert.

Finalist Joel Sandelson: „Der gesamte Probenprozess ist Teil des Wettbewerbes, dadurch kann man auf einer viel tieferen Ebene arbeiten. Ich habe meinen musikalischen Weg als Cellist begonnen. Als Dirigent aber muss man einen viel strukturierteren Zugang zur Musik finden. Das Dirigieren vereint für mich die Performance mit dem Nachdenken über die Musik.“ Luis Toro Araya hat vom Probentag profitiert, „weil es mir gelungen ist, auszublenden, dass es sich hier um einen Wettbewerb handelt. Ich habe mich einfach auf die Musik konzentriert und auf die Arbeit, mit den beiden wundervollen Ensembles.“ „Die beiden Ensembles waren sehr offen, herzlich und rezeptiv“, bilanziert Jonas Ehrler.

Neben dem Preisgeld von 15.000 Euro erhält der Sieger die Möglichkeit, im Rahmen der Salzburger Festspiele 2022 ein Konzert mit einem internationalen Orchester und einem jungen, aufstrebenden Solisten zu leiten. Das Preisträgerkonzert wird aufgezeichnet und erscheint als CD in der Edition „Salzburger Festspieldokumente“.

Für ehemalige Preisträgerinnen und Preisträger des bisherigen Young Conductors Award bot dieser den Startschuss zu einer internationalen Karriere, die sie immer wieder auch zu den Salzburger Festspielen zurückführt: 2021 sind etwa Mirga Gražinytė-Tyla und Maxime Pascal zu Gast.

Herbert von Karajan Young Conductors Award – Konzertweekend
Konzert 1: Jonas Ehrler – 7. August, 15 Uhr
Konzert 2: Luis Toro Araya – 8. August, 15 Uhr
Konzert 3: Joel Sandelson – 9. August, 15 Uhr
www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: SF/Erika Mayer

 

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