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Wundervoll und faszinierend

BUCHPRÄSENTATION / CLEMENS HOLZMEISTER

25/07/10 Architektur ist schon lange kein Thema mehr in Salzburg. Eine schwache Ahnung davon, wie heftig  früher darüber gestritten wurde, konnte man am Samstag (24.7.) bekommen, als im Großen Festspielhaus vor Hunderten Leuten ein ganz und gar nicht unkritisches Buch über Clemens Holzmeister vorgestellt wurde.

Von Werner Thuswaldner

Auf dem Podium saßen unter anderen der ehemalige Stadtrat Johannes Voggenhuber und Wilhelm Holzbauer. Voggenhuber deutete an, was für eine problematische Figur Holzmeister als ein Vertreter der Antimoderne gewesen ist. Tatsächlich war es im 20. Jahrhundert so, dass Holzmeister, der rückwärts gewandte romantische Neigungen, Heimatschutzbestrebungen und heroischen Ausdruck in der Architektur miteinander vermengte, für Salzburg den Maßstab vorgab. Die Moderne hatte dagegen keine Chance.

Holzmeister habe keine Architekturtheorie gehabt, hieß es in der Diskussion. Klar, er machte Architektur von Fall zu Fall, stets aus dem Bauch heraus. Das Große Festspielhaus, das vor fünfzig Jahren eröffnet wurde, ist wahrlich groß. Viele Regisseure sind an dieser Größe gescheitert, weil viele Werke ein Aufblähen zu derartigen Dimensionen nicht vertragen. Mozarts Opern gehören dazu. altDie einstige Reitschule, ein in seinen Dimensionen stimmiger Bau, hat Holzmeister, indem er das Große Festspielhaus daraus machte, in ein Monstrum umgewandelt.

Von Holzmeister konnte übrigens gelernt werden, wie ein Architekt zu Aufträgen kommt. Vernetzung ist das Um und Auf. Gesinnung und Charakter sind nicht so wichtig. Unumgänglich ist es, dass einer in Österreich katholisch und Mitglied des CV ist, und er muss die Verhaberung mit den Spitzenpolitikern vorantreiben.

Wilhelm Holzbauer, der betont, dass er ein Holzmeister-Schüler sei und sich nicht dagegen wehrt, wenn er als dessen Reinkarnation angesehen wird, sagte über die Architektur: „Es kommt nichts Besseres nach. Wir haben nicht die Kraft.“ Und das stimmt haargenau, wenn man sich sein „Haus für Mozart“ ansieht. Leider kommt diese Einsicht zu spät.

Barbara Rett moderierte die Diskussion und fand alles abwechselnd „wundervoll“ und „faszinierend“.

Wilfried Posch: „Clemens Holzmeister, Architekt zwischen Kunst und Politik“, Verlag Müry Salzmann, Salzburg. 29,90 Euro. - www.muerysalzmann.at
Bilder: www.muerysalzmann.at

 

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