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Die „ideale Publikumsgruppe“

HINTERGRUND / FESTSPIELFREUNDE / JUBILÄUM (1)

06/08/21 Wenn man's genau nimmt, dann laufen heuer sowieso ausschließlich Freunde der Salzburger Festspiele herum. Wer sonst nähme freiwillig die Gesichtsmasken-Tortur auf sich für Oper, Schauspiel oder Konzert? Wir reden hier aber von noch besseren Festspiel-Freunden.

Von Reinhard Kriechbaum

Derer sind derzeit 6.600, man könnte mit ihnen drei Mal das Große Festspielhaus füllen, bis auf den letzten Platz. Sie lassen zwischen dreißig und fünfzigtausend Euro jedes Jahr springen für ihre Mitgliedschaft beim Verein der Freunde der Salzburger Festspiele. So ist diese Institution, die ihr Sechzig-Jahre-Jubiläum feiert, der größte private Geldgeber der Festspiele.

Wie es 1961 zur Gründung kam? Mit der Eröffnung der Großen Festspielhauses gab es plötzlich viel, viel mehr Plätze, die besetzt sein wollten. Bernhard Paumgartner hatte die Idee, einen Freundesverein zu gründen. Ihm schwebte eine „ideale Publikumsgruppe“ vor, „die sich mit allen persönlichen, ja freundschaftlichen Gefühlen dem Gedeihen, den Leistungen der Festspiele verbunden fühlt“.

Philipp Schoeller, der erste Vereinspräsident, sah auf die ersten 120 Mitglieder und teilte Paumgartners Hoffnungen nicht wirklich. Seine Einschätzung: „Es scheint doch alles darauf hinzudeuten, dass die Freunde der Festspiele kein großer Verein … werden können. Es wird sich vielmehr um einen beschränkten Kreis von Menschen handeln, die die Ziele der Förderung in einer eher lockere Form verfolgen sollen, hauptsächlich Salzburger, ergänzt durch einen oder den anderen wirklichen Interessenten aus Wien (und anderen Bundesländern?). Eines ist jedenfalls sicher, Mittel wird ein solcher Körper keine haben.“

Herr Schoeller lag glücklicherweise voll daneben. Sowohl was die Mitgliederzahl als auch die durch sie generierten finanziellen Möglichkeiten betrifft. 6.600 Menschen sind es jetzt. Neben dem Salzburger Mutter-Verein sind fünf Tochter-Vereine entstanden, 1986 für die Deutschen in Bad Reichenhall, 2005 eine Salzburg Festival Society in den USA, 2012 eine Freundesgruppe in der Schweiz und im Jahr drauf eine in Russland. Im Vorjahr haben sich dann noch Les Amis Français du Festival de Salzbourg gebildet.

Wir sind da, um zu helfen, aber wir mischen uns nicht ein – das ist seit Jahren mein Leitgedanke als Präsident der Freunde der Salzburger Festspiele“, sagt Heinrich Spängler, Präsident der Freunde der Salzburger Festspiele. Dass tatsächlich eine „ideale Publikumsgruppe“ zustandegekommen ist, mag wohl auch ein Verdienst der langjährigen Geschäftsführerin Brigitte Ritter zu verdanken sein, deren Name bei dem Pressegespräch heute Freitag (6.8.) eher nebenher gefallen ist. Sie war eine, die sich aufs Ansprechen und Verbinden von Leuten verstanden hat wie wenige.

Es scheint da jedenfalls ein starkes Wir-Gefühl zu geben, sonst hätte nicht ein stabiler, ja sich erweiternder Verein entstehen können, der derzeit mit einem Anteil von rund fünf Prozent am gesamtbudget der größte Festspielsponsor ist. Da ist noch gar nicht die Rede von Sonderprojekten. Das spürten Festspielbesucher über viele Jahre, weil ihre Festspielkarten auch als Bustickets galten. In ganz anderen Dimensionen wurden Bauvorhaben unterstützt: 3,5 Millionen Euro für den Bau des Hauses für Mozart, 3,2 Millionen fürs Dach der Felsenreitschule – das sind die imponieredsten Posten auf jener Liste, die der Freunde-Geschäftsführer Rafael Frauscher vorlegte. Je eine Viertelmillion für die Sanierung des Bühnenturms und des Karl-Böhm-Saals. Es wurde noch in Schilling gerechnet, als die Festspielfreunde 22,2 Millionen Schilling in den Ankauf und die Adaptierung des Schüttkastens steckten oder noch viel früher 17 Millionen Schilling in die Bühnentechnik und Klimatisierung des Großen Festspielhauses. Auch den Umbau der Saline Hallein zur Festspiel-Spielstätte haben sich die Freunde 4,2 Millionen Schilling kosten lassen.

Die Liste ist ellenlang. Aktuell läuft gerade ein auf zwei bis drei Jahre anberaumtes Spendenprojekt für eine neue Orchestermuschel im Großen Festspielhaus. Dafür werden die Zuhörer wie die Musiker gleich dankbar sein. „Die Umrüstung der Opern-Notenpulte auf LED-Beleuchtung hat uns von Musikerseite viel Sympathie eingebracht“, erzählt Rafael Frauscher. (Wird fortgesetzt)

www.festspielfreunde.at
Bilder: dpk-krie
Zur zweiten Folge „Die Freunde haben kein Alter“

 

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