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Dionysos wird nicht sterben

HINTERGRUND / FESTSPIELE / URAUFFÜHRUNG RIHM OPER

27/07/10 „Vor 15 Jahren blieb die Vision aus. Das hat mich gelehrt, ihr Zeit zu lassen.“ Wolfgang Rihm über seine Opernphantasie „Dionysos“, die heute Dienstag (27.7.) im Haus für Mozart uraufgeführt wird.

Von Heidemarie Klabacher

alt„Ich hörte ein Frauenlachen. Dann waren da Nymphen... Wieso eigentlich Nymphen? Die verwandeln sich…“

Wolfgang Rihm hat einen Teil der Oper niedergeschrieben, das Manuskript dem Verlag gegeben, wo man in Windeseile Klavierauszug und Orchestermaterial her- und den ungeduldig wartenden Ausführenden zur Verfügung gestellt hat. Aufregend müssen die letzten paar Monate gewesen sein! Anschaulich und eindrücklich haben Ingo Metzmacher, der Dirigent, Pierre Audi, der Regisseur, und Jonathan Meese, der Bühnenbildner, heute Vormittag in der Salzburg Kulisse geschildert, wie es war, an einer Oper zu arbeiten, die noch gar nicht geschrieben ist.

„Es wird schon kommen“, habe er immer versucht, zu beruhigen und den Komponisten zu schützen, erzählte Metzmacher. Er habe es sogar als überaus „gesund“ und inspirierend empfunden, einmal so kurzfristig agieren zu müssen: „Im Opernbetrieb wollen wir immer alles drei, vier Jahre im Voraus wissen.“ Dennoch war auch er erfreut und erleichtert, als am 25. Mai ein SMS von Wolfgang Rihm eingegangen sei mit der bündigen Botschaft „Fertig. W.“

altEs hat also tatsächlich 15 Jahre gedauert, bis die gemeinsame Idee von Rihm und Metzmacher zu einer Nietzsche-Oper endlich Musik wurde: Er hatte damals hatte so viele Ideen, dass die eine der anderen im Wege gestanden sei. Keine Inspirationshemmung, sondern eine Art Inspirationsüberschwemmung hat also die Verzögerung verursacht. Anfang Dezember vergangenen Jahres habe er sich vor ein leeres Notenblatt gesetzt und ganz neu angefangen, erzählte Wolfgang Rihm. Das Werk basiert auf dem Gedichtzyklus „Dionysos-Dithyramben“ von Friedrich Nietzsche: Plötzlich habe sich - vom ersten Frauenlachen an - alles ganz organisch von selbst ergeben. „Ich habe ja auch lange genug vorgedacht.“ „Stufenweise“ habe er die Dinge von sich gelassen. Zunächst habe er dem Team nur verraten, dass es vier Szenen (Ein See/Im Gebirge/Innenraum/Ein Platz) geben werde. „Damit haben alle gearbeitet. Ich wollte Oper haben! Richtige Oper!“ Der Text sei gleichzeitig mit der Komposition gewachsen: „Die Worte sind alle von Nietzsche, aber der Text ist von mir.“

Das Werk sei stark geprägt vom spannungsvollen Wechsel zwischen Hell und Dunkel, Heiterkeit und Düsternis. Der Sog, der daraus entstehen könne, ließe sich nicht „machen“, der müsse von selber entstehen: „Ich war glücklich, als ich gespürt habe, er ist da.“

Wolfgang Rihm: Dionysos. Eine Opernphantasie. Worte von Friedrich Nietzsche. Text von Wolfgang Rihm. Uraufführung ist heute Dienstag (27.7.) um 19.30 Uhr im Haus für Mozart. Weitere Vorstellungen: 30. Juli, 5. und 8. August. - Aufführungstermine, Karten: www.salzburgerfestspiele.at
Bild: dpk-klaba
 

 

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