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Das Ende eines Kartenhaus-Bauers

HINTERGRUND / TODESFALL / ALBERTO VILAR

06/09/21 Mit einem Nachruf der Salzburger Festspiele auf ihren Mäzen Alberto Vilar ist eher nicht zu rechnen, obwohl ihnen der spendable Kunstfreund rund um die Jahrtausendwende als Programmsponsor rund drei Millionen Dollar zur Verfügung gestellt und auch für den Neubau des Hauses für Mozart ein ordentliches Sümmchen versprochen hatte.

Von Reinhard Kriechbaum

Alberto Vilar ist in New York im Alter von achtzig Jahren verstorben. Erst seit 2018 war der ehemalige Wall-Street-Investor wieder auf freiem Fuß. 2005 war Vilars Finanzimperium zusammengebrochen und der Opernfreund, der viele Einrichtungen weltweit mit kolportierten 225 Millionen Dollar bedacht hatte, verhaftet worden. Alberto Vilar war Ende der neunziger Jahre eine Lichtfigur am Mäzenaten-Himmel, Sponsor unter anderem der Bayreuther und der Salzburger Festspiele, des Festivals Baden-Baden, der Metropolitan Opera in New York und des Royal Opera House in London. Er buk keine kleinen Brötchen, entsprechend groß war damals die Aufregung.

Für die Salzburger Festspiele hatte der Zusammenbruch von Vilars Finanzimperium damals glücklicherweise wenig Folgen. Sein Fünfjahresvertrag als Projektsponsor – ursprünglich vereinbart waren stattliche 6,5 Millionen Dollar – war zu diesem Zeitpunkt schon abgelaufen. Der Geldfluss hatte zwar schon vorher geendet, aber es waren dann doch über drei Millionen Euro, die Vilar den Festspielen spendiert hatte. „Er war somit bis zum Engagement von Donald Kahn der größte Mäzen in der Geschichte der Salzburger Festspiele“, betonte damals Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.

Donald Kahn war es dann, der dann beim Bau des Hauses für Mozart mit 4,3 Mio Euro für Vilar einsprang: Dieser hatte dafür nämlich sechzig Millionen Schilling als „matching-gift“ in Aussicht gestellt. Aber dieses Versprechen wurde nicht erfüllt. Vilars Fonds hatten laut Berichten amerikanischer Zeitungen zwischen 2000 und 2002 mehr als neunzig Prozent ihres Werts verloren.

Einmal ist Alberto Vilar, einst regelmäßiger Gast in Salzburg, in einem Festspiekonzert im Großen Saal des Mozarteums der Schweiß von der Stirn geronnen: Das muss ihm lästig gewesen sein. Denn er hat damals der Stiftung ein stattliches Sümmchen für den Einbau einer Klimaanlage versprochen. Auch dieser Scheck wurde nie aus New York losgeschickt.

Für die Festspiele, genauer gesagt für deren Kuratorium, war das damals eine heikle Angelegenheit. Die Frage war: Sollte man das Projektsponsoring Vilars einklagen? Ein solcher Schritt hätte nicht unbedingt das Zutrauen anderer potentieller Geldgeber gestärkt. Man verzichtete damals also wohlweislich darauf, den Gerichtsvollzieher bei Vilar vorbei zu schicken.

Quasi an einer Nebenfront waren damals auch die Amerikanischen Freunde der Salzburger Festspiele betroffen, die ihr Büro im selben Stockwerk wie Vilars Amerindo Investment Advisors Inc. eingerichtet hatten. Man hat sich eilends auf die Suche nach neuen Räumlichkeiten gemacht.

 

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