Die Geigen-Gunst der Morgenstunde

FESTSPIELE / MOZART-MATINEE 1

02/08/10 Es geht durchaus ohne Medien-Hype à la Hillary Hahn. Trostreich, dass talentierte junge Leute auch so ihren Karriere-Weg machen. In der ersten Mozart-Matinee der Festspiele (31.7./1.8.) durfte man die junge Geigerin Lisa Batiashvili kennen lernen.

Von Reinhard Kriechbaum

altFür Countertenöre haben Barockkomponisten gerne Arien-Einstiege mit einem elendslangen Anfangston geschrieben - der Aufreißer, wo die Sänger ihre Stimme einfach mal so richtig aufblühen lassen, Volumen und Glanz gleichsam in die Auslage legen durften. Der Solo-Einstieg in Mozarts A-Dur-Violinkonzert KV 219 dient eigentlich nichts anderem - und von diesem ersten Moment an hatte Lisa Batiashvili, eine dreißigjährige Georgierin, die in München lebt und gerade eine unaufdringliche, aber zielgerichtete internationale Karriere macht, ihr Publikum gefangen. Ihr Geigenton ist genau fokussiert, er blüht und schimmert, aber er ist nicht überzuckert. Eine Geigensüßigkeit also, die nicht den Magen verpickt, von der man sich nicht mal Karies holt.

Gerade nach der eingangs ordentlich, aber eher routiniert gespielten "Serenata notturna" hat aufhorchen lassen, wie Ivor Bolton und die junge Geigerin spürbar Lust aneinander, am jeweils partnerschaftlichen Musizieren fanden. Das war eine gar nicht alltägliche (und schon gar nicht all-matineenzeitliche) Übereinstimmung. Dialogisch wohl ausgeformt, mit der Bereitschaft sowohl auf Seiten der Solistin als auch auf jener des Orchesters, die Gesprächsangebote auch wirklich anzunehmen. Eine gewisse Souveränität zeigt sich im Spiel von Lisa Batiashvili, die ihren Blick aufs Ganze schon auch mal hintanstellte und aus der Gunst der Mortgenstunde heraus kammermusikalisch flexibel musizierte.

Nach der Pause ließen Bolton und das Mozarteumorchester die Haffner-Serenade folgen. Ein Programm also, mit dem man sich so rechtens daheim fühlen durfte.

Marc Minkowski leitet die nächste Mozart-Matinee (7./8. August), die weiteren Doppeltermine dirigieren Jérémie Rhorer (mit Diana Danrau, Sopran), Ivor Bolton (mit Fazil Say, Klavier) und Ton Koopman. - www.salzburgerfestspiele.at
Bild: SF / Wolfgang Lienbacher