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Sanft polierte Pretiosen

FESTSPIELE / BRAHMS-SZENEN 3 / QUATUOR YSAYE

07/08/10 Recht spärlich war der Große Saal des Mozarteums besetzt, als das Quatuor Ysaye ergänzt durch Isabel Charius (Viola) und Valentin Erben (Cello) im Rahmen der Brahms-Szenen zwei Streichsextette aus Romantik und Spätromantik gegenüberstellte.

Von Christiane Keckeis

altWie ein zartes Geflecht aus feinen kostbaren Fäden, so begann Brahms' Zweites Streichsextett. Delikat, zurückhaltend und mit feinem Gefühl sponnen die sechs Musiker ein durchsichtiges Werk, das der gut 30-jährige Brahms wohl auch als Schwanengesang auf eine verflossene Liebe gedacht hatte. Die feine Schlichtheit des Scherzos, das getupfte, fast impressionistische Bild des Adagio-Beginns, die Sensibilität ohne falsches Sentiment legen den „Verweile doch“-Gedanken nahe. Einige Ausbrüche hätten freilich eruptiver und leidenschaftlicher geraten können, brillanter auch, das Volkstümliche vielleicht deftiger. Da wirkte die Sensibilität fast ein wenig hemmend, um im nächsten Pianissimo gleich wieder den Wunsch aufsteigen zu lassen, sie möge nicht enden.

Genussvoll auch, dass in beiden Sextetten die vielgeschmähte Bratsche mit allen Farben und Möglichkeiten kompositorisch eingesetzt wird: Isabel Charisius erfreut mit herrlichem Ton und nuancenreicher Farbgebung und technischer Brillanz ebenso wie ihr Kollege des Quatuor Ysaye, Miguel da Silvia, und passt sich auch stilistisch sehr gut in das Klangspektrum des Ensembles. Die beiden Celli differieren in sehr unterschiedlicher Färbung, Valentin Erben mit sehr spezifischem Ton fügt sich besonders im Brahms-Sextett bisweilen etwas schwammig in das Stilkonzept der Interpretation.

Schönbergs „Verklärte  Nacht“ malt im Sinne der Programmmusik ein Gedicht des Jugendstil-Lyrikers Richard Dehmel in musikalischen Bildern. Da waren alle dynamischen und klanglichen Möglichkeiten gefordert und werden von den sechs Musikern intensiv, zwingend ein- und umgesetzt: eine Interpretation, die bis in die letzte Nuance von Vorstellungskraft und Spannung getragen war und die Zuhörerschar unweigerlich in den Bann zog.

Es war gut, dass einmal „nur“ zwei große Werke angesetzt waren, entspricht dies doch viel eher dem Fassungsvermögen der Zuhörenden - und damit dem Respekt vor dem einzelnen Werk.

Bild: SF / Wolfgang Lienbacher

 

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