Zeitreise mit Max

FESTSPIELE / MAX REINHARDT

24/05/23 Neunzig Jahre zurück und mitten hinein die legendäre Faust-Produktion. FAUST 23 heißt die Virtual Reality-Ausstellung zum 150. Geburts- und zum 80. Todestag von Max Reinhardt. Rekonstruiert wird die legendäre „Faust-Stadt“ von 1933.

Von Heidemarie Klabacher

Unter dem Motto Die zauberhafte Wirklichkeit des Theaters feiern die Festspiele feiern den „Theaterzauberer und Festspielmitbegründer“ mit mehreren großen Projekten. Im Mittelpunkt steht Reinhardts letzte Salzburger Arbeit, die Faust-Inszenierung von 1933 in der Felsenreitschule, die bis 1937 gespielt wurde.

Für das Projekt FAUST 2023 kooperieren die Festspiel mit dem Ars Electronica Futurelab. Dieses wird „Reinhardts Faust-Inszenierung wird mit einer Virtual-Reality-Anwendung zu neuem Leben erwecken“. Über eine VR-Brille betreten die Besucherinnen Die zauberhafte Wirklichkeit des Theaters, eine Rekonstruktion der Faust-Stadt in der Felsenreitschule, direkt vor Ort auf der Bühne der Felsenreitschule.

„Die Besucherinnen und Besucher finden sich inmitten des Bühnensettings und werden in einer zehnminütigen virtuellen Interpretation des Stücks durch die von Clemens Holzmeister entworfene Faust-Stadt geleitet. Sie besuchen Fausts Studierzimmer und werden Zeug·innen der Walpurgisnacht ebenso wie des Tanzes unter der Linde.“ Licht und Musik werden eine bedeutende Rolle spielen, „wie schon bei Reinhardts Inszenierung unter freiem Himmel vor neunzig Jahren“. (Da hatte die Felsenreitschule ja lang noch kein Dach.)

„Die Rekonstruktion der Faust-Stadt erfolgte auf Basis von Plänen, Aufnahmen und anderen Aufzeichnungen aus dem Archiv der Salzburger Festspiele. Zudem wurde vom Bühnenmodell aus dem Theatermuseum in Wien eine Fotogrammetrie angefertigt, die zusammen mit einem 3D-Laserscan der Felsenreitschule die Basis der VR-Rekonstruktion bildet“, erklären die Festspiele.

Für Experten: „Eine Vielzahl von Fotos wurde perspektivisch entzerrt und teils mit KI-Unterstützung qualitativ verbessert. Und so kommen die Originalaufnahmen aus dem Festspielarchiv als Texturen auf der manuell erstellten Geometrie zum Einsatz. Auf diesem Weg wurden Detailtreue zum damaligen Bühnenbild und die technischen Einschränkungen von VR-Brillen in Einklang gebracht.“ Reale Fotografien, Filmausschnitte, Manuskripte, oder Bühnenelemente gibt es auch, analoge, Bühnen- und virtuelle Realitäten verschränken sich. „Für uns eröffnet die Zusammenarbeit mit dem Team der Salzburger Festspiele eine außergewöhnlich gute Gelegenheit, die Möglichkeiten neuer Technologien auszuloten und weiterzuentwickeln“, sagt Gerfried Stocker, der Künstlerische Geschäftsführer der Ars Electronica.

Es gehe darum „Virtuelle Realität als Gestaltungsmittel zu begreifen und einzusetzen, um einem heutigen Publikum historisch relevante Szenarien näherzubringen“. Es gibt noch weitere Projekte zum Reinhardt-Jahr 2023: Bereits heute Mittwoch (24.5.) startet auf Schloss Leopoldskron ein zweitägiges Symposion. Eines der Themen ist Reinhardts Regiebuch zu Goethes Faust. Dieses soll in einer kommentierten Faksimile-Ausgabe in Kooperation mit dem Hollitzer Verlag und dem Theatermuseum Wien erscheinen.

Zu Festspielbeginn am 19. Juli öffnet eine dreiteilige „analoge“ Ausstellung über Max Reinhardts Faust „im politisch-historischen, gesellschaftlichen und theatergeschichtlichen Kontext“, so die Festspiele. Man kooperiert „mit zwei der wichtigsten Reinhardt-Archive“, dem Theatermuseum in Wien und der Wienbibliothek, und zeichnet die Reinhardt’sche Inszenierung in Probennotizen, Modellen, Skizzen, Plänen, Briefen, Zeitungsartikeln, Karikaturen, Fotos und Erinnerungsstücken nach. Die drei Locations der „Annäherungen an Faust“ sind der Karl-Böhm-Saal, das Stefan Zweig Zentrum in der Edmundsburg und Schloss Leopoldskron.

Bilder: SF / ASF Photo Ellinger (1); Ars Electronica Futurelab (3)
FAUST 2023. Eine performative Führung – Termine am 31. August, 8., 9., 26. und 27. September
Am 19. Juli – Ausstellungen im Karl-Böhm-Saal, im Stefan Zweig Zentrum und auf Schloss Leopoldskron.
Das Fest zur Festspieleröffnung am 23. Juli wird „Ein Fest für Max Reinhardt“