… der riesige Hecht hat angebissen

SALZBURGER FESTSPIELE 2012 / DIE OPER

11/11/11 Nikolaus Harnoncourt wird 2012 eine neue Zauberflöte dirigieren. Harnoncourt habe bisher noch nie eine der „großen“ Mozart-Opern auf Originalinstrumenten dirigiert: „Das war die Angel, die ich ausgeworfen habe und wo der riesige Hecht angebissen hat.“ So Alexander Pereira, der Intendant der Salzburger Festspiele bei der Programmpräsentation heute Freitag (11.11.).

Von Heidemarie Klabacher

Harnoncourt habe es auf Originalinstrumenten wohl bis herauf zu „Idomeneo“, aber noch nicht bis zu den da Ponte-Opern oder zur Zauberflöte „gebracht“: Mit diesem Argument habe er, Pereira, Nikolaus Harnoncourt überreden können, „der der Oper ja schon ein wenig auf Wiedersehen gesagt hat“, nach Salzburg zurückzukehren.

Regie in der Neuinszenierung der Zauberflöte führt Jens Daniel-Herzog, Premiere in der Felsenreitschule ist am 27. Juli 2012. Die Arkaden der Felsenreitschule werden nicht zugebaut, sondern in das Bühnenbild von Mathis Neidhardt integriert werden, betont Alexander Pereira. Auch ihm schwebt für die Festspiele - nach dem Vorbild des legendären Wiener - ein "Salzburger Mozart-Ensemble" vor, „in dem die gleichen wenigen Sängerinnen und Sänger viele Rollen singen und es gewöhnt sind, sich immer wieder aufeinander einzustellen“. In Zürich sei es gelungen, ein „Zürcher Mozart-Ensemble“ aufzubauen: „Das kann ich mitbringen. Hier will ich weitermachen.“

2012 hat der Textdichter der Zauberflöte seinen 200. Todestag. Das lässt der neue Intendant mit einer Rarität feiern: mit der Fortsetzung der Zauberflöte. Emanuel Schikaneder persönlich hat dem damals in Wien gefeierten Komponisten Peter von Winter den Text zur Vertonung gegeben. Peter von Winter, von Kindesbeinen an Geiger und Bassist in der Mannheimer Hofkapelle und ab 1798 Hofkapellemeister in München, hat „Das Labyrinth oder Der Kampf mit den Elementen“ als Volksstück vertont. Regie führt Alexandra Liedtke, Ivor Bolton dirigiert das Mozarteumorchester. Premiere ist am 3. August im Residenzhof. Die überdimensionierte Metall-Tribüne wird auf das ursprüngliche Maß der Konstruktion von Oskar Fritz Schuh reduziert. 600.000 Euro für ein auch akustisch regendichtes Dach habe Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler bereits auftreiben können, berichtet Alexander Pereira.

altEr habe sich über „Jahrzehnte geärgert“, dass man in Salzburg immer gesagt habe, „Puccini kann man nicht aufführen“. Als "Salzburger-Festspiel-Erstaufführung", wie Pereira nicht ohne Ironie betont, steht 2012 also „La Boheme“ in der Regie von Damiano Michieletto auf dem Programm, mit Anna Netrebko und Piotr Beczala in den Hauptrollen. Daniele Gatti dirigiert in dieser Koproduktion mit dem Shanghai Grand Theatre die Wiener Philharmoniker.

Dass es unter seiner Intendanz kaum oder nur wenige Wiederaufnahmen geben wird, wird Alexander Pereira nicht müde, zu betonen. Er macht denn auch kein Hehl daraus, dass er mit Carmen, die als Wiederaufnahme der Osterfestspiele 2012 auf seinem Spielplan gelandet ist, totunglücklich ist. Der Vertrag sei abgeschlossen worden, zwei Monate bevor er gewählt worden ist, so Pereira: „Das Umstudieren von Produktionen macht keinen Sinn.“ Immerhin: Sir Simon Rattle leitet die Wiener Philharmoniker, Magdalena Kozená singt die Titelrolle, Genia Kühmeier die Micaela, Jonas Kaufmann den Don José.

Richard Strauss „Ariadne auf Naxos“ in der Urfassung wird Sven-Eric Bechtolf, der neue Schauspielchef der Salzburger Festspiele, inszenieren. Mit dieser Produktion werde man sich dem Traum von Max Reinhardt nähern, die Theaterkünste Oper, Schauspiel und Ballett “zusammenzuführen“. Bechtolf habe Molieres Schauspiel „Der Bürger als Edelmann“, das der Oper damals vorausgegangen sei, „nicht nur adaptiert, sondern auch die nachkomponierte Ballettmusik wieder eingefügt“. Ausstatter sind Rolf und Marianne Glittenberg, Choreograph ist Heinz Spoerli.

altGiulio Cesare in Egitto hat bei den von Cecila Bartoli kuratieren Pfingstfestspielen Premiere und eine Folgeaufführung. In der zweiten Festspielhälfte wird es in der gleichen Besetzung fünf weitere Aufführungen geben.

Alexander Pereira will in der Zeitgenössischen Musik Akzente setzen und jährlich eine Opern-Uraufführung herausbringen. Aufträge an György Kurtag, Marc Andre, Thomas Adès und Jörg Widmann seien schon vergeben, verriet er im Pressegespräch am Freitag (11.11.). Für 2012 sei sich ein Kompositionsauftrag für eine Oper zeitlich nicht ausgegangen, daher stehen als zeitgenössisches Werk „Die Soldaten“ von Bernd Alois Zimmermann auf dem Spielplan. Dirigieren wird Ingo Metzmacher, inszenieren der lettische Regisseur Alvis Hermanis.

Zwei konzertante Opernaufführungen wird es ebenfalls geben: Mozarts Il Re Pastore u. a. mit Rolando Villazón unter der Leitung von William Christie, der das Orchestra La Scintilla der Oper Zürich dirigieren wird. Und Tamerlano von Georg Friedrich Händel u. a. mit Placido Domingo mit Les Musiciens du Louvre.Grenoble unter der Leitung von Mac Minkowski. (Wird fortgesetzt)

Detailspielplan und Online-Kartenbestellungen: www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Salzburger Festspiele / eastwest records Lelli & Masotti (1); dpk-klaba (2)
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