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Warm anziehen im August

SALZBURGER FESTSPIELE 2012 / YOUNG DIRECTORS PROJECT

15/11/11 Die Diva. Die Frau. Tata. Die Soldaten. Die Zwillinge: Sie haben alle Freiheit dieser Welt. Wegen ein paar Regeln meinen sie, in einer Zwangsjacke zu stecken, die ein erfülltes Leben unmöglich macht: Gefangen fühlen sie sich. In der Falle. „Trapped“ eben.

Von Heidemarie Klabacher

„Trapped“ heißt das Stück der „Tick Tock Productions“, mit dem Regisseurin Princess Rose Zinzi Mhlongo den Auftakt zum Young Directors Project 2012 geben wird. Die Südafrikanerin Princess Rose Zinzi Mhlongo hat das Entertainment-Unternehmen „Tick Tock Productions“ als 26jährige gegründet. 2008 hatte sie ihr Regiedebüt mit Zakes Mdas „And The Girls in Their Sunday Dresses“ am State Theatre Pretoria. Seither verfolgt sie eine erfolgreiche Karriere in ihrer Heimat und ist Preisträgerin des Standard Bank Young Artist Awards for Theatre 2012.

Das „Theater Montagnes Russes“ um die Regisseurin Cornelia Rainer stellt sich ebenfalls der Wahl - mit einem Stück über den Sturm und Drang-Dicher Jakob Michael Reinhold Lenz: Rainer nimmt den gut dokumentierten Aufenthalt des Dichters im „Steintal“ als Ausgangspunkt für ein „theatrales Porträt“. Dabei wird Cornelia Rainer mit dem Schweizer Musiker-Kollektiv Schi-lunsch-naven zusammen arbeiten. Der zeitlebens unbehauste und unverstandene Dichter Lenz lebte zwanzig Tage im "Steintal", einer kargen eindrücklichen Landschaft im Hause des Pfarrers Oberlin. Georg Büchner beschrieb diese Zeit, „jene zwanzig Tage, die zum Sinnbild einer lebenslänglichen Suche werden“. Er beschrieb die „allmähliche Verrückung der Wahrnehmung, die Zerrissenheit und Ambivalenz zwischen religiösem Wahn und Atheismus, zwischen Hybris und Selbstgeißelung, Manie und Langeweile, Traum und Wachheit“.

Die dritte Gruppe kommt mit zwei Produktionen der Regisseurin und Choreographin Gisèle Vienne zum Young Directors Projekt: "Éternelle Idole" und „This is how you will disappear“ heißen die beiden Stücke. Er habe auf keines verzichten und unbedingt beide präsentieren wollen, so Schauspielchef Sven-Eric Bechtolf. Gisèle Vienne (geb. 1976) ist eine französisch-österreichische Choreografin, Regisseurin und bildende Künstlerin. Seit 2005 zeigt sie auch regelmäßig Fotografien und Installationen.

Das Stück „Éternelle Idole“ spielt in der Eishalle im Volksgarten: Im Zentrum steht nämlich eine junge Schlittschuhläuferin, eine Art Lolita. „Die Eisbahn gehört zu den magischen Orten der Adoleszenz und erweckt bei den meisten von uns sehr lebendige Erinnerungen an die Verwirrung unserer Gefühle in jener Zeit”, so Sven-Eric Bechtolf. Um die Verwundbarkeit des Individuums, um Disziplin, um Schönheit und Gefahr des Tanzes auf dem Eis wird es gehen. Das zweite Stück, das er unbedingt habe zeigen, so Bechtof bei der Programmpräsentation, heißt „This is how you will disappear” und sei eine der Arbeiten von Gisèle Vienne, „die von Tod, Sex und Gewalt besessen sind”.

„Außer Konkurrenz“ zu Gast im YDP ist die „Performance Group Tuida“ aus Südkorea mit „Hamlet Cantabile“. „Seit ihrer Gründung 2001 hat sich die Performance Group Tuida mit ihrer Suche nach einer neuen Theatersprache, die Puppen, Gegenstände und den menschlichen Körper als kreative Mittel einsetzt, Anerkennung sowohl bei Kritik wie auch Publikum erworben.“ Die Performance Group Tuida wurde von acht Absolventen der koreanischen Nationalen Hochschule der Künste gegründet. Jedes Jahr kommt eine neue Produktion heraus, mit dem Ziel, offene Stücke zu schaffen. Ihre Stücke, die die Traditionen östlicher wie westlicher Clowns verbinden, sind eine Verschmelzung phantastischer und kreativer Puppen, Masken und Musik. Hamlet auf Koreanisch also.

Bild: SFS/Silvia Lelli/Estelle Hanania / DACM
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