Urlaub, Proben und so weiter

DOKUMENTATION / SALZBURGER FESTSPIELE

10/12/12 Zum plötzlichen Abschied von Franz Welser-Möst als Dirigent nicht nur der nächstjährigen Produktion von „Cosi fan tutte“, sondern von dem ganzen Mozart/Da Ponte-Zyklus der Festspiele, hat Intendant Alexander Pereira am Montag (10.12.) Mittag Stellung genommen. Hier sein Statement „Zum Entstehungsprozess der ‚Così fan tutte‘-Produktion bei den Salzburger Festspielen 2013“ im Wortlaut.

Von Alexander Pereira

Franz Welser-Möst bestand mit Nachdruck darauf, die Proben zu dieser Produktion erst am 15.8.2013 zu beginnen. Vorher wollte er unbedingt Urlaub machen. Mein Hinweis, dass wir die Proben schon am 9. oder 10.8.2013 beginnen sollten, wurde von ihm abgelehnt. Es war immer klar, dass fünf Vorstellungen von 21. bis 31. August 2013 stattfinden sollten. Zwischen dem 15. und 21.8.2013 müssten drei Bühnenorchesterproben sowie die Haupt- und Generalprobe eingeteilt werden, sodass eine frühere Premiere nicht denkbar war.

Franz Welser-Möst wusste ferner, dass der von ihm als eines der Kernstücke des Mozartensembles fungierende Luca Pisaroni von Covent Garden nur für den 25., 28. und 31.8. 2013 freigegeben wurde, da er sich ab 26.8.2013 in Proben für „Hochzeit des Figaro“ in Covent Garden befindet. Es ist für eine Aufführungsserie von „Così fan tutte“ absolut nicht ungewöhnlich, Vorstellungen mit nur einem Tag Pause zu spielen. So hat beispielsweise Franz Welser-Möst im März 2010 in Cleveland vier Vorstellungen der „Così fan tutte“ am 2., 4., 6. und 8. März 2010 selbstverständlich dirigiert. Ebenso hat er an der Wiener Staatsoper Aufführungen des „Figaro“ am 19., 21., 24. und 26. Februar 2011 dirigiert. Auch an anderen Häusern ist es absolut üblich, „Così fan tutte“-Aufführungen, wie Sie der beiliegenden Liste entnehmen können, mit nur einem Tag Pause zu machen, ohne dass die Qualität der sängerischen Leistung darunter leiden würde.

Obwohl wir mit Franz Welser-Möst sämtliche Aufführungsdaten persönlich besprochen haben, inklusive eines Anrufs am 28.10.2012 von mir wegen einer Änderung der Haupt- und Generalprobe, möchte ich zugeben, dass uns ein Fehler unterlaufen ist in Bezug auf die Vorstellung am 31.8.2013. Normalerweise spielen die Wiener Philharmoniker Ihre letzte Vorstellung am 30.8. und haben den 31.8.2013 als Rückreisetag. Sie hatten sich liebenswürdigerweise bereit erklärt, die letzte Vorstellung am 31.8.2013 zu spielen, mit der Bitte, dass die Musiker nach der Vorstellung noch nach Wien zurückkehren können, da ihre Tätigkeit an der Staatsoper am 1.9.2013 beginnt. Es war daher besprochen, dass die Vorstellung an diesem Tag am Nachmittag stattfinden sollte.

Ich wollte im letzten Moment, kurz vor Programmherausgabe, ein Experiment wagen und die Publikumsreaktion für eine Vorstellung, die um 11.00 Uhr Vormittag stattfindet, zu testen. Wissend, wie heikel solche Terminfragen für Franz Welser-Möst sind, war uns klar, dass wir uns um seine Zustimmung hätten bemühen müssen, unglücklicherweise ist das im letzten Moment doch nicht geschehen.

Andererseits muss ich feststellen, dass es vollständig unproportional ist, dieses Problem, das man mit einem Anruf hätte klären können, und das mittlerweile behoben ist, denn die Vorstellung wurde wieder auf 14 Uhr verlegt (dies teilte ich Herrn Welser-Möst auch am Mittwoch letzter Woche mit), zum Anlass nimmt, nicht nur die „Così“, sondern auch  die noch nicht angekündigten Produktionen der Festspiele 2014 und 2015 zu stornieren. Selbstverständlich ist es auch für Sven-Eric Bechtolf, Regisseur der Produktionen, eine große Enttäuschung.

Der wahre Grund für die Absage dürfte sein, dass sich zwei Menschen, die einmal sehr intensiv über viele Jahre zusammengearbeitet haben, auseinandergelebt haben, was ich sehr bedauerlich finde, weil ich gehofft habe, in Salzburg an die positiven Zeiten unserer Zusammenarbeit anschließen zu können. (PSF)

Alexander Pereira hat seinem Statement auch einige Beispiele für Dispositionen angefügt, um zu zeigen, dass Zwei-Tages-Abstände für „Cosi fan tutte“ durchaus üblich sind.
Wiener Staatsoper:
10./12./14./16. Januar 2006, 13./15./17./21. Februar 2007
Theater an der Wien:
3./5./7./9./11. Juni 2006, 21./23./25./27./30. November 2007
Paris:
23./25./27./30. Oktober 2006, 22./24./26./29./31. Mai 2012
München:
1./3./4./6. März 2007
Mailänder Scala:
2./4./6./8./11./13./15. November 2009
Bilder: dpk-klaba (1); Salzburger Festspiele /Don Snyder (1)
Zum Kommentar Festspiel-Wappler oder: Primi uomi