Künftig den Sinn fürs Neue austesten

FESTSPIELE / YOUNG CONDUCTORS AWARD

30/01/13 Der Spanier Antonio Méndez, Ben Gernon aus Großbritannien und Lu Yu aus China sind heuer die Finalisten im Young Conductors Award der Festspiele. Am 10., 11. und 12. Mai werden sie in der Felsenreitschule jeweils ein Konzert dirigieren – dann entscheidet die Jury.

Von Reinhard Kriechbaum

In einem Pressegespräch hat man die Namen der Finalisten bekannt gegeben und auch ein wenig über die Hintergründe und anstehenden Veränderungen des Wettbwerbs informiert. Dass die Kandidaten der Schlussrunde jeweils ein ganzes Konzertprogramm gestalten dürfen, habe die Attraktivität gesteigert. Intendant Alexander Pereira sprach von „qualitativ deutlich höheren“ Bewerbern. 82 waren es diesmal, davon elf Frauen.

Bis zur Schlussrunde war es bisher so, dass die Jury die Kandidatinnen und Kandidaten aufgrund von PR-Videos beurteilte. Anm diesem Modus scheint nun ein gewisses Unbehagen aufgekommen zu sein, zumal – wie Juryvorsitzender Ingo Metzmacher bestätigte – dabei die Sicht aufs Zeitgenössische zu kurz komme. Deshalb wird es in Zukunft Ende Jänner einen weiteren „Live-Termin“ geben. Aus der Anwärterschar sollen acht Kandidatinnen und Kandidaten herausgefiltert werden, und diese dann mit einem auf Neue Musik spezialisierten Ensembles vor der Jury jeweils eine Stunde lang arbeiten dürfen. Daraus dann wird die Dreierliste für die Finalrunde erstellt.

Als Orchester biete sich das in Salzburg beheimatete OENM an, sagte Alexander Pereira. Er fügte aber auch an, dass dieses „von seinem Glück noch nichts weiß“. Der Dirigent Ingo Metzmacher: Man wolle mit den neuen Modalitäten das „echte Interesse der Kandidaten für lebende Musik“ austesten und „sehen, wie sie damit umgehen“. Dirigenten hätten „großen Einfluss auf die Programmgestaltung“, weiß Metzmacher, und entsprechend engagierte Leute sollen in den Genuss des Young Conductor Awards kommen. Im übrigen sei das Abstimmungsergebnis innerhalb der Jury heuer „so eindeutig“ gewesen, dass „eine weitere Diskussion nicht nötig“ gewesen sei.

Der Spanier Antonio Méndez ist mit 29 Jahren der Älteste in der Kandidatenrunde, er wird in der Endausscheidung das Münchner Rundfunkorchester dirigieren. Méndez studierte an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar. Im vergangenen Jahr dirigierte er unter anderem die Berliner Symphoniker, das Philharmonische Orchester Heidelberg sowie das Kammerorchester Lausanne. Bei der Malko Competition for Young Conductors 2012 in Kopenhagen erreichte er den zweiten Platz.

Aus Großbritannien kommt der 23jährige Ben Gernon.  Er studierte  Tuba und Dirigieren an der Guildhall School of Music and Drama und arbeitete mit verschiedenen internationalen Orchestern zusammen. 2012 wurde er Zweitplatzierter bei der renommierten Donatella Flick LSO Conducting Competition und ist derzeit Chefdirigent des Southwalk Youth Orchestra.Ben Gernon wird in der Schlussrunde die Camerata Salzburg leiten.

Ebenfalls erst 23 Jahre alt ist der Chinese Lu Yu. Als Vierzehnjähriger begann er seine Ausbildung am China Central Conservatory of Music. Sein Debüt folgte ein Jahr später als Dirigent des China Teenager Symphony Orchestra. Zahlreiche Engagements führten ihn in die Konzertsäle von China, Japan, Südkorea und Europa. Derzeit ist Lu Yu Assistenz-Dirigent von Seiji Ozawa.

In jedem der drei Konzerte beim „Award Concert Weekend“ (10. bis 12. Mai) wird jeweils ein nach 1950 komponiertes Werk zu hören sein. Als Solisten hat man wieder international prämiierte junge Musiker eingeladen: Die 21jährige Pianistin Sophie Pacini, die am Mozarteum studierte, die norwegische Geigerin Vilde Frang und den Klarinettisten Sebastian Manz, der übrigens morgen Donnerstag (31.3.) in einem Nachmittags-Kammerkonzert in illustrer Runde bei der Mozartwoche spielt.

„Award Concert Weekend“ von 10. bis 12. Mai  in der Felsenreitschule - www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: Salzburger Festspiele / privat (2); Besar Likaj (1)