Un-erhörtes in Sachen Mozart

FESTSPIELE / MATINEE / HENGELBROCK

21/07/13 Alpha und Omega, Anfang und Ende: Gleich zu Beginn der Ouverture Spirituelle und damit der Festspiele 2013 zuerst ein erhellender Blick auf den Ursprung allen Lebens mit Joseph Haydns „Schöpfung“. Dann der Gedanke an Tod und Auferstehung mit zwei Mal „Requiem“: Toru Kakemitsu und Wolfgang Amadé Mozarts Totenmessen bei der ersten Mozartmatinee.

Von Horst Reischenböck

080Es begeisterten das Mozarteumorchester und der Balthasar Neumann Chor unter der Leitung seines Gründers Thomas Hengelbrock – zunächst mit Toru Takemitsu, der sich einst mit genau diesem Werk Weltgeltung verschafft hat. Sein „Requiem“ ist ein Lamento von gut neun Minuten Dauer für geteilte und auch solistisch hervortretende Streicher, das in manchen Momenten Erinnerungen an Arnold Schönberg hervorruft.

Dirigent Thomas Hengelbrock ließ es sanft fließen und ausschwingen  - um danach unmittelbar in das „Requiem aller Requien“, Mozarts KV 626, überzuführen.

Gespielt wurde die gängige Fassung in der Vervollständigung Franz Xaver Süßmayrs. Also altbekannt? Nach dieser Interpretation auch wieder nicht - durch viele, so noch nie vernommenen Details, die Hengelbrock aus der Partitur herauslas, herausschürfte.

So fordernd nach Erlösung schreiend war jedenfalls das Kyrie noch kaum je zu hören gewesen. In Süßmayrs finalem Gegenstück nach der letzten Bitte um ewige Ruhe ließ Hengelbrock hingegen den Chor die Heiligen erst zögernd anrufen. Um dann die Gewissheit um Gottes Gnade umso nachdrücklicher zu bekräftigen. Zuvor explodierte schon das Dies Irae in den Raum hinein, wurden die Worte des Confutatis rhythmisch akzentuiert. Dazu kontrastierte überirdisch die Andienung der Opfergaben im Hostias. All dies wäre ohne die wortverständlichen artikulierenden 33 Vokalisten des in allen Registern exzellent ausgewogen besetzten Balthasar Neumann Chors schwerlich umzusetzen gewesen.

In diesen stupenden Vokal- und Orchesterklang eingebettet die Solisten, die allesamt auch schon mit Hengelbrock zusammengearbeitet haben. So verschmolz Katja Stubers Sopran perfekt mit der Klarinette zu einer Einheit. Bass Marek Rzepka beschwörte tiefschwarz die Posaune des jüngsten Gerichts. Dazu kontrastierten im Quartett homogen des Salzburgers Virgil Hartingers heller Tenor und der Alt von Marion Eckstein.

Die Zusammenarbeit mit dem Mozarteumorchester, mit dem der Balthasar Neumann Chor hier schon vor zwei Jahren Johann Sebastian Bachs h-Moll Messe gestaltete, zeitigte auch diesmal wieder ein hervorragendes Resultat aus einem Guss. Zumal sich das von Konzertmeister Markus Tomasi angeführte Mozarteumorchester bis in die gelegentlich sogar harsch geforderten Kontrabässe hinein willig Hengelbrocks Intentionen ergab.

Ein Handy schaffte es wieder einmal, aus der anschließenden Nachdenkpause herauszureißen. Stürmischer Jubel - durch eine Bachzugabe aus BWV 229 bedankt.

Bilder: www.thomas-hengelbrock.com / Bertold Fabricius