… wünscht Papageno sich

FESTSPIELE / DIE ZAUBERFLÖTE FÜR KINDER

09/08/13 Es ist nie früh genug, die „Zauberflöte“ nicht zu verstehen. Eine gute Chance jetzt bei den Festspielen: Im Rahmen des heuer besonders üppigen Kinderprogramms gibt es eine Bilderbuchaufführung in der Großen Aula.

Von Reinhard Kriechbaum

149Bilderbuchaufführung ist ganz wörtlich zu nehmen: Ein riesenhaftes Buch liegt auf der Bühne, zwei als ägyptische Vögel verkleidete Bühnenarbeiter klappen Seite um Seite auf: das funktioniert nach dem System von Kinderbüchern, in denen sich Motive auffalten. Hier also sind diese Dinge so groß, dass die Sänger gut davor und dazwischen spielen können. Luigi Perego hat sich das ausgedacht und Ulrich Peter ist der Regisseur.

150Am Werk sind wieder „Young Singers“, allen voran Philippe Spiegel als Papageno, der die Geschichte auch moderiert. Papagenos Sicht auf die Lebensideale der Eingeweihten ist bekanntlich eine philosophisch sehr bescheidene, und so sind beinah alle einschlägigen Szenen rausgeflogen aus der „Zauberflöte für Kinder“. Stimmt schon: Sprecher und Geharnischte sind für Kinder gut verzichtbar. Aber Sarastros „Hallenarie“ schon auch? Und auch nichts da mit Paminas „Ach, ich fühl’s“. Es fehlt überhaupt viel, die Instant-Zauberflöte ist fokussiert auf Papageno und Papagena (Theresa Dittmar). Warum wollen eigentlich Feuer- und Wasserprobe bestanden sein? Keine Ahnung, aber am Ende kommen alle kurz auf die Bühne und wirken glücklich.

151Wie bei der „Entführung für Kinder“ spielen die „Salzburg Orchester Solisten“. Kai Röhrig dirigiert, und er hat die Sache fein im Griff. Vor ein paar Tagen hat ein neugieriges Hineinhören in die „Entführung für Kinder“ (die immerhin vom diesjährigen Young Conductors-Preisträger Ben Gernon geleitet wird) einen musikalisch geradezu ruinösen Befund ergeben. Die Zauberflöte hat demgegenüber sängerisch ein akzeptables Niveau.

Freilich: Ob nicht manche Musikhochschule mit ihrer Opernklasse weit mehr Stimmung und auch mehr Qualität erreichte? Der Eindruck ist nicht wegzuwischen, dass die Festspiele mit den Kinderopern einer Modeerscheinung hinterher rennen. Ob die für Familien dann doch eher festspielwürdigen Preise (35.- für Erwachsene, 20.- für Kinder und Jugendliche) dem Gebotenen entsprechen, bleibe dahingestellt. An Nachfrage freilich fehlt es keineswegs: kein freier Platz am Donnerstag (8.8.) zur Nachmittagsstunde in der Großen Aula.

Weitere Aufführungen bis 30.8. - www.salzburgerfestspiele.at
Bilder: SFS / Franz Neumayr