„Was mache ich mit diesem riesigen Raum, wo lauter Flugzeuge und Formel 1-Autos herumstehen?“ Der Regisseur Adrian Marthaler und der Fernseh-Regisseur Felix Breisach präsentierten heute Montag (12.8.) zusammen mit Festspielintendant Alexander Pereira im Hangar-7 das Projekt „Die Entführung aus dem Serail – live aus dem Hangar-7“.
„Wenn ich ein Werk aus dem gewohnten Kontext herausnehme, habe ich ein konkretes Problem: Wie kann sich die neue Location mit dem Inhalt der Oper vermählen?“ Er habe, so Adrian Marthaler, das vorgegebene Setting im Hangar-7 mitsamt Flugzeugen und Rennautos zum Refugium eines exzentrischen Modeschöpfers umgedeutet, eines Egomanen, der sich irgendwohin zurückgezogen hat. So seien die Flugzeuge Ausdruck einer fetischistischen Sammelleidenschaft und Accessories für Modeshootings zugleich. Alles „Türkisch-Orientalische“ habe er beiseite gelassen, die „Essenz der Entführung“ aber nicht angetastet, betont Adrian Marthaler: Es gehe um eine Frau, die einer bürgerlichen Ehe entgegensieht, deren geheime Sehnsüchte aber plötzlich in der Begegnung mit dem Bassa Selim aufbrechen.
Die Modeschöpferin Lena Hoschek hat die Kostüme entwickelt und auch beim Bühnenbild mitgeholfen, wie sie beim Pressegespräch sagte: „Was gehört auf die Bühne, dass die Ausstattung einer Schneiderwerkstatt glaubwürdig ist? Wo verbinden sich echter Beruf und Glamour…“ Sie habe ihre Markenzeichen - Muster, Rüschen, Bänder – gestrichen und ganz auf Geradlinigkeit gesetzt.
Singen werden Diana Damrau die Konstanze, Javier Camarena den Belmonte, Rebecca Nelsen das Blondchen, Kurt Rydl den Osmin und Thomas Ebenstein den Pedrillo. Die Sprechrolle des Bassa Selim hat Tobias Moretti übernommen.
Zu sehen ist diese „Entführung“ am 26. August via Fernsehen oder livestream. Gut 650 Gäste werden im Hangar-7 zwar dabei sein, aber keinen Gesamteindruck mitnehmen können: Die einzelnen Bilder und Szenen werden mit der Musik wie Puzzleteile erst auf dem Bildschirm zusammen gefügt werden. Nicht einmal Sänger und Orchester samt Dirigenten befinden sich im selben Raum, haben auch keinen Blickkontakt: Die Verbindung wird über Subdirigenten hergestellt.
Musik und Gesang gehen (vereinfacht gesagt) jeweils über Satellit, werden dort oben synchronisiert und sollen - hoffentlich ohne Zeitverzögerung – die jeweils anderen direkt via Ohrstöpsel erreichen. Das Publikum im Hangar hört ohne Kopfhörer natürlich gar nichts. Die Camerata Salzburg wird – unter der Leitung von Hans Graf - im Hangar-8 spielen, die Sänger und Darsteller spielen und singen im Hangar-7. Dazwischen: 650 UWK-Empfänger, 100 Funkstrecken, 200 Techniker. Das ganze Projekt ist also mit enormem technischem Aufwand verbunden. „Wir müssen den Sängern glaubhaft vermitteln können, dass wir wissen, was wir tun, damit sie uns vertrauen und unbeschwert singen können“, sagte der für die TV-Regie zuständige Regisseur Fleix Breisach.
Die kolportierten Produktionskosten von mehreren Millionen Euro seien vollkommener Blödsinn, betonte Festspielintendant Alexander Pereira, diese beliefen sich „bestenfalls gegen eine Million“. Wie auch immer: Die Festspiele hätten ohnehin „nur“ ihr künstlerisches Know How beigestellt, etwa die Sänger ausgewählt. Finanziell getragen wird die Produktion von Servus TV. Er habe etwas machen wollen, was über das Abfilmen einer Oper weit hinausreicht, so Pereira. Diese Form der Opern-Übertragung könnte Maßstäbe in der Opernvermittlung setzen: „Hier tut das Fernsehen das, was nur das Fernsehen kann.“