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Gott ist ein Mann des Krieges

FESTSPIELE / ISRAEL IN EGYPT / THOMAS HENGELBROCK

30/07/14 Nicht nur moderne Theologen haben keine sonderliche Freude mit Textzeilen wie „The Lord is a man of war“, wie es in Händels Oratorium „Israel in Egypt“ heißt. „Der Herr ist der starke Held“ übersetzt man unverfänglich…

Von Horst Reischenböck

Selbst eine halbe Woche nach „offiziellem“ Festspielbeginn dauert die Ouverture spirituelle an. Unter diesem Stichwort lief auch eine Aufführung von Händels Oratorium „Israel in Egypt“ am Dienstag (29. 7.). Ein Erfolg war Händel mit diesem Werk zu Lebzeiten nicht vergönnt – aber in der Felsenreitschule fuhren Thomas Hengelbrock und sein Balthasar-Neumann-Chor samt Ensemble erwartungsgemäß einen solchen ein.

Passt „Israel in Egypt“ so ohne weiteres in den Kontext „Christentum und Islam“ der Ouverture spirituelle? Eher vielleicht dem kriegsgedenken, denn zum Zeitpunkt des Entstehens 1739 befand sich England gerade Krieg mit Spanien. Vielleicht wollten sich die Engländer ideologisch mit dem auserwählten Volk der Bibel gleichsetzen – habe doch ein Volk, das die Musik „Israels“ mitfühle, einfach nichts zu befürchten.

Zur Aufführung gelangte die noch von Händel drei Jahre vor seinem Tod um den ursprünglich ersten Teil, die Klage der Juden über den Tod Josephs, gekürzte Zweitversion, allerdings eingeleitet von deren ursprünglich eröffnenden Symphony. In Summe eineinhalb Stunden Musik, die einer halbstündigen Pause eigentlich nicht bedurft hätten.

Diese Überarbeitung bewirkte damals in London allerdings auch keine nachhaltige Resonanz, denn dazu war das Oratorium, zu dem sich Händel die Texte aus dem Alten Testament selbst zusammengesucht hatte, den an Opern gewöhnten Ohren einfach zu ungewohnt. Trotz aller genial instrumentaler Einfälle, mit denen Händel Gottes Strafgericht illustrierte, die von heutiger Wissenschaft plausibel entschlüsselten Plagen, die Ägypten befielen. „Israel in Egypt“ wird vom Chor her dominiert, dem nicht weniger als zwanzig der insgesamt 36 Nummern anvertraut sind. Händel hat sich übrigens nachweisbar bedenkenlos bei Kollegen bediente, es gab ja noch keinen Urheberschutz. Alessandro Stradella, Johann Kaspar Kerll oder, wie auch in seinem 12. Concerto grosso op. 6, bei seinem eigenen Lehrer Friedrich Wilhelm Zachow „spendeten“ also Musik. Darauf angesprochen, lautete Händels selbstbewusste Antwort: „Was kann dem schon Besseres passieren?“

Den Durchbruch auf dem Kontinent bewirkte Felix Mendelssohn in Düsseldorf, Leipzig und Berlin – dort mit rund 400 Mitwirkenden! Hier war es kaum ein Sechstel, das aber gleichwohl akustisch wohl zu bestehen wusste. Das prächtig tönende Fundament steuerten dazu die Originalinstrumente des glänzend disponierten Balthasar-Neumann-Ensembles bei. Das auch mit Cembalo, Harfe, Theorben und Orgelportativ die jeweiligen Continuo-Partien abwechslungsreich farbig gestaltete.

Unter die 33 Damen und Herren des Balthasar-Neumann-Chores – längst in Salzburg kein Unbekannter mehr – mischte sich auch Lokalmatador Virgil Hartinger mit ihm anvertrauten Rezitativen. Tenorkollege Hermann Oswald, die jede auf ihre Art beweglich und schlank geführten Sopranstimmen von Tanya Aspelmeier, Alice Borciani und Heike Heilmann, genauso die tolllen Altisten Terry Wey, Matthias Lucht sowie die Bässe Thilo Dahlmann und Stefan Geyer rekrutierten sich ebenfalls aus der Vokalschar. Beherzt und engagiert angefacht durch Thomas Hengelbrocks Hände demonstrierte diese selbst auch gegebenenfalls im geforderten Doppelchoreinsatz einmal mehr ihre Qualitäten an nuancenreicher Differenzierung gepaart mit Wortverständlichkeit.

Nach dem Beifallssturm eine a-capella-Zugabe, Mendelssohn – womit man an jenen erinnerte, der „Israel in Egypt“ im 19. Jahrhundert wieder aus der Versenkung geholt hat.

Bild: Salzburger Festspiele / Silvia Lelli

 

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