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Der Preis ist ein seltsames Ding

YOUNG DIRECTORS AWARD / PREISTRÄGER NICOLAS CHARAUX

21/08/14 „Noch nie habe ich mich in meiner Rolle als Regisseur so sehr in Frage gestellt, wie in dieser Produktion. Ich habe mich immer wieder gefragt: Was ist Regie überhaupt? Und jetzt stehe ich da, mit dem Preis als Regisseur. Das ist sehr merkwürdig.“

Von Heidemarie Klabacher

Der Franzose Nicolas Charaux hat den „Montblanc Young Directors Award 2014“ erhalten – für seine Inszenierung des Stücks „Der Abschied“ von Walter Kappacher. Nicolas Charaux ist der letzte in der Reihe der Preisträger des Montblanc Young Directors Award: Der Sponsor Montblanc zieht sich zurück. Im dreizehnten Jahr, nach 52 Aufführungen und Regiearbeiten von Regisseuren aus 22 Ländern ist Schluss. Christian Rauch dankte im Namen von Montblanc „für 13 wundervolle Jahre voller Intensität“. Der Montblanc Young Directors Award ist mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro und dem exklusiv für diesen Anlass entworfenen „Montblanc Max Reinhardt Pen“ dotiert.

Er habe das Format des Wettbewerbes immer in Frage gestellt, sagte Schauspielchef Sven-Eric-Bechtolf heute Donnerstag (21.8.) bei der Preisübergabe in der Salzburg Kulisse. Vor allem sei ihm immer schleierhaft gewesen, was man „als Einundzwanzigjähriger mit so einem teuren Füller tut“. Den Erinnerungswert werde man im Alter zu schätzen wissen. „Jedenfalls ist es schwer, in der Kunst zu sagen, wer der Beste ist.“

Ziel des YDP-Programms ist es gewesen, junge Künstler vorzustellen, deren Arbeiten als wegweisend für die Zukunft des Theaters empfunden wurden. Sven-Eric Bechtolf hatte für den diesjährigen YDP-Wettbewerb drei junge Regisseure aus Serbien, Großbritannien und Frankreich eingeladen, sowie Studierende des Thomas Bernhard Instituts der Universität Mozarteum. Die Jury bestehend aus Helga Rabl-Stadler, Thaddaeus Ropac, Julia Gschnitzer, Jürgen Flimm und Georg Schmiedleitner.

Jürgen Flimm, Gründervater des YDP, hat die Jury-Begründung verlesen: „Wir sahen einen großen Schauspieler, Paul Herwig, der sich mit Verve und einer gewissen Rücksichtslosigkeit sich selber gegenüber in diesen neuen Text von Walter Kappacher warf. Auch für keine Trakl-Kenner wurde diese verzweifelte Seele wie durch einen Projektor an die Wand geworfen. Wir sahen ein großartiges Bühnenbild, das mehr war als bloße Bühnenbegrenzungen. Es nimmt nicht Wunder, dass der außerordentliche Galerist Thaddaeus Ropac auf diese ‚Skulptur‘, wie er sagte, besonders hinwies. Hätten wir nun ein Young Designers Project hätte Pia Greven sicherlich diese Ehre verdient. Dass ein Bühnenbild im Laufe des Abends verändert wurde durch mörderische Axthiebe, war einer der großen Einfälle des Regisseurs Nicolas Charaux. Er hat ein dichtes Netz gebaut, in dem die verwundete Seele des Herrn Trakl zappelte.“

Nochmals erinnert hat Jürgen Flimm aber auch an die weiteren Beiträge: In „36566 Tage nahmen Studierende der Studiengänge Schauspiel, Bühnenbild und Regie der Universität Mozarteum unter der Leitung von Hans-Werner Kroesinger die Zuschauer mit auf einen Ausflug in die Kriegsjahre 1914 bis 1918.“ Das Stück „Hinkemann“ von Ernst Toller wieder für die Bühne erobert zu haben, ist „aller Ehren wert und enorm wichtig“, so Flimm. „Das war vom jungen serbischen Regisseur Miloš Lolić gut und schlüssig inszeniert mit guten und begabten Spielern.“

Auch gut unterhalten hat sich die Jury - dank des britischen Theaterregisseur Alexander Scott: „Was haben wir gelacht und gejubelt über die Kollegen aus London, über Orpheus und seine schräge Eurydike. Über diese sehr englische Art, diesen Mythos durch den Earl Grey zu ziehen. Das alles in der großen Tradition der Music Hall oder der Frau Littlewood. Ein Spaß, ein helles Vergnügen mit hochbegabten Schauspielern, die gleichzeitig wahnsinnig begabte Musiker sind.“

Zur dpk-Besprechung von Der Abschied Des Georg Trakls Weh und Ende
Bild: SFS/Franziska Krug

 

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