„Nicht in avantgardistischer Selbstbefriedigung landen“

HINTERGRUND / ALEXANDER PEREIRA BLICKT ZURÜCK

28/08/14 Auf des scheidenden Intendanten individueller Erfolgsliste stehen die Pfingstfestspiele obenauf: Von früher 5.500 verkauften Karten sei man da auf zuletzt 13.000 gekommen. Alexander Pereira dazu: Die Pfingstfestspiele sind nicht länger, sondern erfolgreicher“. Cecilia Bartoli wirkt.

Von Reinhard Kriechbaum

Für die Sommerfestspiele nennt Pereira vor allem die Ouverture spirituelle als etwas „was nach meinem Gefühl wirklich gefehlt“ habe. Es sei „nicht modern, über Religion zu reden“, aber „wo, wenn nicht in Salzburg“ sei der Ort, geistliche Musik und interreligiösen Dialog in der Kunst anzugehen.

Das Zeitgenössische will Alexander Pereira keineswegs unter den Tisch gekehrt wissen. Er habe „apodiktisch erklärt“, dass in jedem von ihm verantworteten Jahr „ein neues oder wesentliches Werk unserer Zeit“ auf die Opernbühne kommen solle. Er verweist auf die Auslastung von immerhin 85 Prozent für Dalbavies „Charlotte Salomon“ heuer in der Felsenreitschule. Pereira über seinen Umgang mit dem Neuen: Es sei der Versuch gewesen, „nicht in avantgardistischer Selbstbefriedigung zu landen“.

„Jedes Jahr einmalig zu machen“, sei sein erklärtes Ziel gewesen, betonte Pereira. „Eine nie gekannte Dichte von weltbekannten Künstlern“ habe sich in den vergangenen von ihm verantworteten Sommern gefunden. Salzburg sei für sie „eine selbstverständliche Sommeradresse“ geworden. Und: Wenn man schon das Große Festspielhaus habe, solle man es auch mit großer Oper bespielen.

„Selig“ sei er, so Alexander Pereira „dass wir an die 9.000 Kinder – und ihre Eltern – ins Kinderprogramm gebracht haben.“ Ihm sei es wichtig, dass „die Festspiele ein Stück Familienurlaub werden“. Tatsächlich hätten Kulturveranstalter in den vergangenen Jahrzehnten die Generation der jetzt Vierzig- bis Fünfzigjährigen zu wenig im Auge gehabt. Pereira über die Aussicht, dieses Publikumssegment wieder anzusprechen: „Wenn ich tausend Menschen dieser Generation anspreche, kommen vielleicht dreißig.“ Gehe der Ruf aber an tausend Kinder, „dann kommen vierhundert, und die Eltern werden auch gewonnen.“

Worauf Alexander Pereira rückblickend auch noch verwies: Es sei in den Jahren seiner Intendanz gelungen, die Wiener Philharmoniker „wirklich wieder in den Mittelpunkt der Salzburger Festspiele zu stellen“.

Bild: dpk-krie
Zur Meldung Eine Bilanz, mit der man leben kann
Zum Kommentar Ist das Große, Luxuriöse der Maßstab der Zeit?