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Eine Seele und ein Herz

FESTSPIELE / SOLISTENKONZERT / MUTTER / ORKIS

01/09/14 Die Geigerin Anne-Sophie Mutter und der Pianist Lambert Orkis begeisterten als eine streichende Seele und ein einfühlsam hämmerndes Herz im letzen Solistenkonzert der Salzburger Festspiele am Samstag (30.8.) im Großen Festspielhaus.

Von Erhard Petzel

Zwei Stücke aus dem Programm sind für die prominente Geigerin frisch komponiert: So steht am Anfang der Matinee „La Follia“ für Violine solo von Krysztof Penderecki, die von Anne-Sophie Mutter im Dezember 2013 zur Uraufführung gebracht worden war. Im Pizzicato beginnend, windet sich das Thema über Doppelgriffe und fallende Sekunden zu einer Struktur, die beständig in virtuose Passagen ausufert.

So beeindruckend sich das Werk in seiner technischen Anforderung darstellt, so wird es doch von Mozarts Sonate für Klavier und Violine Nr. 21 KV 304 überstrahlt. Zwar ist deren e-Moll vom emotionellen Grundcharakter des Vorgängerstücks nicht weit weg, der elegante Charme des Dialogs wirkt aber zeitlos. Vor allem dann, wenn das Zusammenspiel der Musizierenden diese selbstverständliche und innige Nähe erreicht.

Auf das geschmeidige Unisono am Beginn singen Anne-Sophie Otter und der Pianist Lambert Orikis im Einverständnis des elastischen Gummibandes der Seelenbewegungen. Da legt einer dem anderen den Teppich, auf dem der seine Aufmerksamkeit für den Partner spiegelt. Die Schöne und das verschmitzt lauernde B… Nein, Biest ist Orkis nicht. Manchmal aber Clown, vor allem dann in den Draufgaben). Immer in Bewegung. Ein präziser verlässlicher Kosmos im Feuerwerk der gemeinsam geschleuderten und sanft bewegten Sterne.

Dieses lyrische und dramatische Feingefühl wird das ganze Programm von den beiden mit Energie durchpulst. Zum Beispiel in André Previns Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 aus 2011 vom Exgatten der Geigerin zugeeignet. Ihr rhapsodischer erster Satz erhielt mit seinem Siegerthema Zwischenapplaus. Typisch für diese romantisch-impressionistischen Klangfarben-Bicinien sind Klavier-Ritornelle: gliedernde Inseln, mit Gefühl eruptierende Vulkane. Im zweiten Satz werden erst einmal ganz ungehemmte Tränen geweint, bevor ein desparates Furioso ausbricht. Der letzte Satz bringt nach einer Introduktion Charlestonhaftes, als ob Previn mit seiner Musik einen Jubiläumsverweis zum 1. Weltkrieg einbrächte. Brillant, der Schlusssatz, quasi cadenza, ein furioses Finale. Das stimmt ein für Beethovens „Kreutzersonate“ nach der Pause.

Die wird solcherart mit energetischer Verve dargeboten, dass das enthusiasmierte Auditorium mit Beifall stürmt. Ann-Sophie Mutter und Lambert Orkis lassen sich nicht erst lange bitten und beglücken ihr Publikum mit Dvoráks 7. Humoreske und gleich darauf mit Brahms 1. Ungarischem Tanz - wobei sie noch einmal tief in ihre profunde Effektkiste greifen. Erst als Mutter deutlich macht, dass mit dem folgenden Kreisler endgültig Schluss sei, fügen sich die Leute.

Bilder: SFS/Dario Acosta

 

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