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Zum bereits 80. Mal

FESTSPIELE / C-MOLL-MESSE / MATTHEW HALLS

23/07/15 Mozarts großes Fragment am Uraufführungsort erklingen zu lassen, regte 1927 der spätere Festspielpräsident Bernhard Paumgartner an. Das Konzert in der Stiftskirche der Erzabtei St. Peter, zusammen mit der Stiftung Mozarteum ausgerichtet, ist unverzichtbare Tradition: Gestern Mittwoch (22. 7.) dirigierte Matthew Halls.

Von Horst Reischenböck

Mozarts letzte Messvertonung in c-Moll KV 427 hätte auf ihre Art eine andere wahrhaft „große“ Missa solemnis zeitigen mögen, wäre dann vom Umfang her dann gleichsam ein Vorgängerwerk für Beethovens Werk sein können (die am selben Abend, nahezu zeitgleich, im Großen Festspielhaus auf dem Programm stand).

Was ist über den umfangreichsten Sakral-Torso eigentlich noch zu vermelden, was nicht längst andernorts gesagt worden ist? Nach wie vor bleibt uns das Bedauern über den Umstand, dass die Messe unvollständig blieb. Paumgartner pflegte sie durch komplementäre Teile der Missa longa KV 262 zu komplettieren. Während sie jetzt, nachdem ein einziges Mal Robert Levins Rekonstruktionsversuch zur Ausführung gelangte, generell mit den durch die Stiftung Mozarteum angeregten Ergänzungen von Helmut Eder gespielt wird. So auch zu dieser Gelegenheit.

Konfessionell übergreifend gedacht, ergäben die ausgedehnten original vollendeten ersten beiden Teile der c-Moll-Messe übrigens eine in sich absolut praktikable „kurze“ Messe, wie sie noch zu Zeiten von Johann Sebastian Bach in protestantischen Kirchen auf Latein gesungen wurde! Das würdefreilich den Verzicht auf die überirdische Arie des „Et incarnatus est“ bedeuten würde, die Mozart für seine Gattin Constanze erdacht hat. In ihr verströmte sich diesmal Julie Fuchs engelsgleich in perfekter Harmonie mit der Trias von Flöte, Oboe und Fagott. Vorfreude auf die Mozartwoche 2016, in der diese Sängerin unter Marc Minkowski mit den Musiciens de Louvre in der „Acis und Galatea“-Trilogie von Georg Friedrich Händel, Mozart und Felix Mendelssohn singen wird.

Ihr zur Seite, perfekt in den Koloraturen und mit unterschiedlichem Timbre einmal mehr Kollegin Michaela Selinger. Dem Programmheft konnte man entnehmen dass diese Partie ursprünglich ein Kastrat sang: Wäre das nicht eine Anregung, einmal den Versuch mit einem Countertenor zu wagen? Die männlichen Kollegen liefern ohnedies eher rudimentäre Beiträge, waren aber gleichwohl jugendlich hochkarätig besetzt. Julian Prégardien durfte seinen wirkungsvollen Tenor ja erst spät einsetzen, und zuletzt fügte sich Bass Matthias Winckhler homogen ein. Hervorgegangen aus der Universität Mozarteum, wird er als Teilnehmer am derzeitigen Young Singers Projekt der Festspiele in Guiseppe Verdis „Il trovatore“ zu hören sein.

Vokaler Hauptträger war wieder, wie stets durch Alois Glassner vorbereitet, der glänzend disponierte, stimmgewaltige Salzburger Bachchor im Altarraum. Zuletzt hatten die Camerata und das Simon-Bolivàr-Jugendorchester die c-Moll-Messe begleitet. Nun also wieder das Mozarteumorchester (mit Konzertmeisterin Marianne Riehle, in dessen Händen die Traditionsaufführung (es war heuer die Achtzigste) meistenteils war. Der Brite Matthew Halls beschwörte schon zu Beginn als Einstimmung auf die besinnliche Stunde großbogig atmende Phrasierungen, Beweis bester Vertrautheit mit Akustik von Sakralräumen hinsichtlich Durchhörbarkeit und Dynamik. Auch Matthew Halls kommt bald wieder: als Dirigent eines Abonnementkonzerts des Mozarteumorchesters im Jänner.

Bild: Salzburger Festspiele / Franz Neumayr

 

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