„Letzte Sonaten“. Das beziffert sich bei Beethoven und Schubert in den legendären Werknummern op. 109 bis op. 111 und D 958 bis D 960. Die Reihenfolge bei Haydn variiert je nach Werkverzeichnis, was recht witzig klingt im Programmheft. Auch die Diskussion, welcher Dame die Sonate Nr. 60 C-Dur Hob. XVI:50 denn nun tatsächlich gewidmet sei, verbindet man nicht leicht mit Joseph Haydn. Aber er soll tatsächlich 1794 einer Komponistin in England „a little Sonat“ gesendet haben.
András Schiff ließ das Werk virtuos aus dem Bechstein-Flügel perlen. Dem Klavier haben wir schon Reverenz erwiesen. Viele spannende Farb- und Stimmungswechsel entwickelte Schiff wiederum aus den unerschöpflichen Möglichkeiten dieses Instrumentes.
„Perfekter Lagenausgleich“ ist das Kritikerwort für höchstes Sängerlob. Es ist auch anzuwenden auf András Schiffs, im Tempo sehr zügige, Interpretation von Mozarts Sonate Nr. 17 B-Dur KV 570. Die Hornquinten-Wendungen im Adagio bleiben in Ohr und Herz.
Das der Klarheit und Ausgeglichenheit entgegen gesetzte Extrem demonstrierte András Schiff mit Beethovens Sonate Nr. 31 As-Dur op. 110 und – noch einmal expressiver – mit Schuberts Sonate Nr. 20 A-Dur D 959. War der Marsch durch Beethovens Kosmos quasi noch ein bewegtes Hin und Her zwischen sonnigen und bewölkten „romantischen“ Gefilden, führte der Weg mit Schubert immer tiefer hinab in die Abgründe schwärzester Romantik. Da wirkten die wundersam lichtvollen Augenblicke etwa im Rondo nur noch erschütternder: Flehende Blicke durch aufreißende Wolken in unerreichbare Himmel.
Auch diesmal wieder: Drei Zugaben – Mozart, Schubert, Beethoven-Bagatelle – die er "gar nicht geben habe wollte", wie András Schiff dem Publikum erklärte. „Ihre Freundlichkeit“, also der tosende nicht enden wollende Applaus, habe ihn umgestimmt. Alle waren dankbar dafür und hätten auch noch länger zugehört. Sollten wir es schon gesagt haben? Überwältigend.