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Die Neue Welt aus der uralten

FESTSPIELE / GUSTAV MAHLER JUGENDORCHESTER

27/08/15 „Aus der Neuen Welt“: einer der ganz wenigen Symphonie-Namen in der Musikgeschichte, der tatsächlich „echt“ ist, also wirklich auf den Komponisten selbst zurückgeht. Die Amerikaner haben's nicht unstolz auf sich bezogen, in Wirklichkeit hatte Dvorak die Wirtshausmusikanten aus dem Prager Stadtteil „Novy Svet“ nahe dem Hradschin im Ohr...

Von Reinhard Kriechbaum

Eine „Neue Welt“ aus der alten also. Könnte das nicht auch für Herbert Blomstedt gelten? Er ist mit seinen knackigen 88 Jahren der Doyen seiner Zunft, hüben wie drüben leitete er Orchester, ist hoch angesehen da wie dort. Für die Jüngsten im Gustav Mahler Jugendorchester käme er schon als Urgroßvater in Frage. Heuer führt er also die Tournee des Orchesters. Am Mittwoch (26.8.) machte man Station bei den Festspielen in der Felsenreitschule.

Was können die jungen Leute profitieren, wenn sie mit einem wie ihm etwa Mozarts „große“ Es-Dur-Symphonie KV 543 erarbeiten? Eine in unserem Musikbetrieb rar gewordene interpretatorische Unaufgeregtheit, die aus sich heraus schon wirkt wie aus einem anderen Jahrhundert. Sanft grundgetönt, auch in den dramatischen Moll-Einschüben des Andante-Satzes zwar nachhaltig an-, aber nicht aufregend. Äußere Effekte haben in solchem Musizieren nichts verloren, schon gar nicht im Finalsatz, den Herbert Blomstedt eben nicht wie ein schnurrendes Perpetuum mobile laufen lässt, sondern in dem er die paar Generalpausen sehr bewusst als Wellenbrecher für die andauernde Bewegung einsetzt.

Ja, fast fremd wirkt das auf uns. Werden die jungen Musikerinnen und Musiker da in etwas hineingeführt, was gar nicht mehr in unsere Zeit passt? Keineswegs. Es ist gut, sie in Sachen Mozart einmal auf diese Weise zur Selbstbesinnung zu bringen. Mit der Wieselflinkheit der „historisch Informierten“, mit den mehr oder weniger durchdachten Klangrednereien jüngerer und junger Pult-Exegeten werden sie es noch oft genug zu tun kriegen. Wenn man etwas aus der (Aufführungs-)Geschichte lernen kann, dann wohl wirklich sehr gut und stimmig unter der Anleitung des Generalseniors Herbert Blomstedt.

Das gilt durchaus auch für Dvoraks Symphonie „Aus der Neuen Welt“: Viel Ruhe bringt Blomstedt auch da hinein, lässt den Holzbläsern und den Streichergruppen Luft zum Atmen, Zeit zum genauen Formulieren. Sieht man Blomstedts sanftes Lächeln und die Mienen der ihm anvertrauten jungen Leute, dann fühlt man Gelöstheit, Zufriedenheit. Keine schlechten Parameter für einen symphonischen Knaller wie diesen.

Bilder: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli

 

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