Er und das Cello: eine Pietà-Gruppe

FESTSPIELE / SOLISTENKONZERT YO-YO MA

30/08/15 Mit einem Violoncello das Haus für Mozart zu füllen und auch zu erfüllen, gelingt wohl wenigen – aber kein Problem für Yo-Yo Ma im letzten Solistenkonzert der Festspiele am Freitag (28.8.). Der amerikanische Cellist ist für seine Referenzaufnahme der sechs Bachschen Cello-Suiten berühmt.

Von Sascha-Alexander Todtner

Mit einem Lächeln auf den Lippen und geschlossenen Augen beginnt er die Suite für Violoncello solo Nr. 1 G-Dur BWV 1007 zu spielen. Die ersten Töne des bekannten Prélude erklingen ebenso wie der zweite Satz Allemande mit gelöster Freude und Heiterkeit. Die Leichtigkeit des Spiels von Yo-Yo Man lässt auch sperrigere Episoden entschweben.

Für die Fünfte Suite ist die höchste Saite von a nach g umzustimmen. Yo-Yo Mas Interpretation erinnert in ihrer Melancholie der getragenen Stellen und Tempi an eine Elegie oder Trauermarsch. Und spätestens in der Allemande wird klar, dass Mas Bach-Spiel deshalb so einzigartig ist, weil er selbst den sehr virtuosen Sätzen tiefe Emotion abgewinnen und vermitteln kann. Ma spielt nicht die Musik, sondern fühlt sie. Das kann man auch sehen, wenn er nach der dem letzten Satz Gigue kurz innenhält. Da gleicht seine Haltung mit dem Cello einer Pietá-Gruppe.

Der Sechsten Suite schließlich entlockt Yo-Yo Ma feinste Nuancen und Schattierungen: In seinen Händen wird das Stück quasi zu einer Symphonie für ein Cello. Ähnelte die Begeisterung des Publikums schon zwischendurch jener bei Rockkonzerten, so gab's, kaum war der letzte Ton verklungen, Standing ovations.

Bild: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli