Das Licht, das die Heiden erleuchtet...

FESTSPIELE 2016 / OUVERTURE SPIRITUELLE

12/11/15 Ex oriente – von dort kommen heutzutage Flüchtlinge und, damit verbunden, viele unangenehme Begleiterscheinungen. Zum Beispiel müssen wir uns – wie unangenehm! – nach unseren eigenen Werten fragen lassen. „Ex oriente lux“ ist Thema der nächstjährigen „Ouverture spirituelle“ der Festspiele.

Von Reinhard Kriechbaum

Im Osten geht bekanntlich die Sonne auf, was als Sinnbild fürs Christentum gesehen wurde. Ist man dort wirklich „orthodox“, also rechtgläubig? Womöglich gar im Gegensatz zu uns? In Syrien, von wo so viele Menschen ins Abendland aufbrechen, wird (auch) Aramäisch gesprochen, die Muttersprache Jesu. Die Musik des östlichen Christentums ist in der Ouverture spirituelle im nächsten Jahr ein Thema, nachdem jene der beiden monotheistischen Religionen (Judentum, Islam) sowie Buddhismus und Hinduismus abgearbeitet sind.

Musik der Ostkirche ist vor allem Vokalmusik, denn dort ist man der Überzeugung, dass nichts besser als die menschliche Stimme geeignet ist, die Wirkung des heiligen Geistes adäquat auszudrücken. Drum gibt es dort auch keine repräsentative Orgelmusik. Zu den Festspielen kommt aus Russland der Chor der Staatlichen Kapelle St. Petersburg, aus dem Libanon das Ensemble Vocal del la Paix, aus Ägypten der Koptisch-orthodoxe Chor für Sakrale Musik, aus Äthiopien der Chueur de Saint Yaréd. In Äthiopien gibt es vierzig Millionen Christen (die größte Gruppe im orientalischen Raum).

Über den Ägyptischen Chor erzählt der Konzertchef der Festspiele, Florian Wiegand, dass er kürzlich neu formiert hat werden müssen, weil zu viele Ensemblemitglieder unterdessen nach Europa emigriert seien. Zum Ostkirchen-Schwerpunkt passt Strawinskys „Psalmensymphonie“ in einer Bearbeitung für zwei Klaviere ebenso, wie Händels Oratorium „Belshazzar“. Howard Arman ist mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks (dessen Leitung er mit der Saison 2016/17 übernimmt) zu Gast, unter anderem mit Werken von Alfred Schnittke und Arvo Pärt.

Zu dem Thema gibt es auch wieder das Symposion „Disputationes“ des Herbert-Batliner-Europainstituts.

Die Ouverture spirituelle beginnt wie üblich mit Haydns „Schöpfung“ (unter Yannick Nézet-Séguin). Ein Highlight wird Beethovens „Neunte“ unter Nikolaus Harnoncourt. Mozarts c-Moll-Messe in St. Peter dirigiert diesmal Ádám Fischer. Die Wiener Philharmoniker und der Chor des Ungarischen Rundfunks heben unter Daniel Harding ein Auftragswerk der Festspiele an Peter Eötvös, „Halleluja-Oratorium balbulum“ aus der Taufe.

Die Ouvertüre spirituelle beginnt diesmal gar nicht so früh (am 22. Juli), dafür reicht sie inhaltlich weit ins Festspielprogramm hinein. Das Landes-Jubiläum 2016 (Salzburg wird dann 200 Jahre lang bei Österreich sein) nutzt man, um speziell an die lokale Kirchenmusik zu erinnern. Da dirigiert Ádám Fischer in einer Mozart-Matinee unter anderem das „Schrattenbach-Requiem“ von Johann Michael Haydn, und im Dom wird Václav Luks mit seinem Collegium 1704 Bibers „Missa Salisburgensis“ aufführen. In anderen Konzerten werden Werke mehr oder weniger bekannter Salzburger Komponisten und Domkapellmeister erklingen. (Ende)

Bilder: Soeur Marie Keyrouz (1); Bayerischer Rundfunk (1)
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