Katz und Maus

FESTSPIELE / SOLISTENKONZRT / BUCHBINDER

03/08/16 Rudolf Buchbinder ist einer der außergewöhnlichsten Pianisten unserer Zeit. Dass er auch einer der vielseitigsten ist, hat er bei seinem Solokonzert (2.8.) bewiesen. Neben ernsthaften Interpretationen von Haydn und Schubert, zeigte er außerdem, dass auch Beethoven eine humorvolle Seite hat.

Von Larissa Schütz

Steht „Rudolf Buchbinder“ auf dem Programm, so kann Beethoven nicht weit sein. Unvergessen ist sein Klavierzyklus mit allen 32 Beethoven Sonaten, den er im Jahr 2014 bei den Salzburger Festspielen an sieben Abenden aufführte. Beethoven und Buchbinder gehören zusammen. Nicht umsonst hat der Pianist dem Komponisten ein ganzes Buch (Mein Beethoven - Leben mit dem Meister) und ein bisschen auch sein Leben gewidmet. Dabei bleibt er keineswegs stehen: Wer Buchbinder eine Zeit lang verfolgt, merkt schnell, dass er seine Interpretationen stets mit frischen Eindrücken füllt. Auch ein Buchbinder lernt nie aus.

Für sein Solokonzert hat er außerdem noch Haydns Klaviersonate Es-Dur Nr. 62 und Schumanns „Carnaval“ Zyklus aufs Programm gesetzt. Die Haydn-Sonate wird vor allem zur Bühne der astreinen Technik des Pianisten. Ganz dicht und locker zugleich ist Buchbinder an den Tasten und danach endgültig auf Betriebstemperatur, um sich in die unterschiedlichen „Scènes“ aus „Carnaval“ zu werfen.

Die Szenen versieht er mit so unterschiedlichem Charakter, wie es die Namen der einzelnen „Scénes“ nicht vorgeben könnten: Das dritte Stück, „Arlequin“, nimmt stellenweise fast jazzartige Rhythmen an. Mit Vollgas schickt Buchbinder das Publikum mit dem „Marche des Davidsbündler contre les Philistins“ in die Pause, die die kraftvollen Akkordsprünge noch weit überdauern.

Nach der Pause kommt Buchbinder dann endlich zu seiner Spezialität: Beethovens Sonaten. Während das Publikum vermutlich schon den ganzen Abend auf die „Sonata appasionata“ hingefiebert hat, zieht der Pianist mit der Sonate G-Dur Nr.10 zuerst noch ein Ass aus dem Ärmel. Dieses junge Werk Beethovens ist ein Wechselspiel aus leichten, schnellen Läufen und starken Fortissimo-Akkorden. Buchbinder beginnt im Allegro ein Katz und Maus-Spiel, das mitunter an den Tom und Jerry Cartoon „Tom gibt ein Konzert“ erinnert, in dem die Katze die Maus durch den Flügel jagt. Im Scherzo beendet Buchbinder die wilde Verfolgung und lässt die Maus, besser gesagt seine schnellen Läufe entkommen. Das Lachen kann er sich dabei selbst nicht verkneifen.

In der „Sonata appasionata“ zeigt er noch ein letztes Mal für diesen Abend sein geballtes Können in den verschiedensten Facetten, bis auch in der letzten Reihe klar ist, warum Buchbinder und Beethoven einfach zusammen gehören. Das Publikum ist außer sich. So sehr, dass der Pianist dreimal mit einer Zugabe zurück auf die Bühne kommen muss, um das Publikum zu beruhigen.

Bild: Salzburger Festspiele / Marco Borelli