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 HINTERGRUND / DER IDIOT
01/0/24 Es war eines der überwältigendsten Opern-Erlebnisse überhaupt – Mieczysław Weinbergs Dostojewski-Oper Der Idiot voriges Frühjahr im Theater an der Wien. Zuvor wurde das Werk erst zweimal aufgeführt. Nun vertrauen die Festspiele das Jahrhundertwerk der Dirigentin – und Weinberg-Kennerin – Mirga Gražinytė-Tyla und dem Regisseur Krzysztof Warlikowski an.
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FESTSPIELE / LIEDERABEND GERHAHER, HUBER
01/08/24 Hinein aus dem 28 Grad-Abend ins Haus für Mozart, zu Christian Gerhaher, Gerold Huber und mit den beiden in den garantiert schattigen, wenn nicht zapfendusteren deutschen Wald. Wie oft kam dieser am Mittwoch (31.7.) wohl vor in der Blüten-, pardon Stamm-, Blätter- und Unterholz-Auslese mit Akzent auf dem Spätwerk von Robert Schumann.
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FESTSPIELE / NAWALNY-BRIEFE
01/08/24 Alexej Nawalnys Sterbensweg in Selbstzeugnissen. Eine Ikone der Freiheit gegen die Tyrannei. Ein Lebensweg wie eine antike Tragödie in die Unsterblichkeit. Es ist der clowneske, leicht bittere Zugang eines humanen Sarkastikers, der Nawalnys Briefe zum erhellenden Erlebnis voll aufklärerischem Witz macht. Michael Maertens las aus Briefen des großen Widerständigen.
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FESTSPIELE / KAMMERKONZERT
31/07/24 Was sich zunächst fast wie ein wissenschaftliches Projekt für Bramsophile darstellt, entpuppt sich als Abend mit interessanter Dynamik: Das Kammerkonzert mit Renaud Capuçon, Julia Hagen und Igor Levit und den Klaviertrios von Johannes Brahms im Haus für Mozart.
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FESTSPIELE / BEGEHREN
30/07/24 Beat Furrer, in Österreich naturalisierter Schweizer, wird heuer Siebzig. Er arbeitet gerade an seiner neunten Oper. Die dritte, Begehren uraufgeführt 2001 in Graz, erklang konzertant in der Kollegienkirche. Das „Musiktheater in zehn Szenen“, eine eigenwillige Version des Mythos von Orpheus und Eurydike, nötigt Respekt ab und wurde unter der Leitung des verdienstvollen Komponisten zum Klangereignis.
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CANTO LIRICO / DESANDRE / ENSEMBLE JUPITER
30/07/24 Mit einer charmanten – tränenreich-schwungvollen – Blütenlese bekannter Lieder, Arien und Tanzsätze von John Dowland und Henry Purcell begeisterten Lea Desandre, der Lautenist Thomas Dunford und sein Ensemble Jupiter.
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FESTSPIELE / DON GIOVANNI / NEUEINSTUDIERUNG
29/07/24 Das Klavier kracht vom Schnürboden. Auch die Baskettbälle und Äpfel rollen. Die Kirche wird leer geräumt. Die Ziege kommt vorbei... Natürlich lässt sich nach drei Jahren nicht mehr genau festmachen, wo im Detail die Produktion nachgeschärft wurde. Romeo Castelluccis Konzept trägt jedenfalls noch immer. Die Interpretation von Teodor Currentzis begeistert noch viel mehr. Die Vokalisten sind anzubeten.
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FESTSPIELE / BLOMSTEDT / WIENER PHILHARMONIKER
29/07/24 Eine kleine Geste von schlanker Hand – und Chor und Orchester heben ab zu den Sternen... Das Festspielpublikum entbot Herbert Blomstedt Ovationen für Brahms und Mendelssohn.
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FESTSPIELE / DIE STADT OHNE JUDEN
28/07/24 Es könnte heute sein. Inflation. Teuerung. Verarmung real oder herbei geredet. Das Heer der – gefühlt – Abgehängten, im Stich Gelassenen. Die Masse der aus gutem oder weniger gutem Grunde Verbitterten. Dazu Politik, Machtgier, Oportunismus und billig erlangte Zustimmung zu radikalen Maßnahmen. „Damals“ wurde die NS-Zeit visionär vorhergesagt. Was wird heute noch werden?
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FESTSPIELE / STERNSTUNDEN DER MENSCHHEIT
28/07/24 Was da ständig mit Getöse herumrollt, ist das das Rad der Geschichte? Aber das gehört Thomas Bernhard und seinem Buscon. Vielleicht eine donnernde Anspielung? Das Salzburger Landestheater ist immerhin der gemeinsame Nenner. Der Computer HAL 9000 aus Stanley Kubricks Odysse im Weltraum scheint als Lautsprecher einen Cameo-Auftritt zu haben...
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FESTSPIELE / JORDI SAVALL
27/07/24 Das festliche Barock Frankreichs traf auf Arvo Pärts spirituelle Renaissance der Einfachheit. Es waren dann doch mehr als sechs Minuten, die dem estnischen Klangmystiker galten und es war insgesamt ein stimmungsvoller, sehr zum Nachdenken anregender Abend mit Jordi Savall und seinen Elite-Ensembles, rund um eine der bekanntesten „Te Deum“-Vertonung überhaupt.
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FESTSPIELE / CAPRICCIO
27/07/24 Pausen-Gesprächs-Platitüden zwischen Hofstallgasse und Grünem Hügel. Geistreicheleien des Feuilletons. Akademische Verstaubtheiten aus Operngeschichte und Musikwissenschaft samt Fußnoten und klingenden Beispielen aus Geschichte und Gegenwart. Das ist Capriccio. Das Zuhören macht(e) süchtig nach mehr – dank einem grandiosen Ensemble, dank Christian Thielemann und den Wiener Philharmonikern.
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FESTSPIELE / ERÖFFNUNGSFESTAKT
26/07/24 „Manche erwarten, dass ich bei Anlässen wie diesen ordentlich austeile. Aber wissen Sie was? Es wird schon genug geschimpft.“ So Bundespräsident Alexander van der Bellen bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele heute Freitag (26.7.) in der Felsenreitschule. Statt dessen samtweich: „Die Zukunft ist für uns ein schöner Ort. Weil wir so viel mitbringen.“ Die Festrede zur Eröffnung hielt Nina Chruschtschowa, Enkelin des ehemaligen russischen Staatspräsidenten.
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IM WORTLAUT / FESTREDE NINA CHRUSCHTSCHOWA
26/07/24 „Die beste Kunst erwächst aus Leid – in den unterschiedlichsten Kontexten und auf allen Kontinenten“, so Nina Chruschtschowa in ihrer Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele heute Freitag (26.7.) in der Felsenreitschule. Aus vielen literarischen werken liest die höchst belesene Politikwissenschafterin heraus, „dass Kunst nicht allein Unterdrückung dokumentiert, sondern auf der Suche nach einem Lebenssinn auch einen Weg zum Überleben darstellen“ könne: „Kunst rettet die Welt jeden Tag, in jedem Jahrhundert und in jeder Generation.“
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FESTSPIELE / IL PRIGIONIERO
26/07/24 Fratello, Bruder. Wie an einen Strohhalm klammert sich der Gefangene, der Folter aller Arten hinter sich und vermutlich die Hinrichtung vor sich hat, an die freundlichen Worte des Kerkermeisters. „Dolcissime parole“, schwärmt er, im Grunde sehr wohl wissend um seine als politischer Häftling ausweglose Lage.
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HINTERGRUND / CAPRICCIO
26/07/24 Heute ist Premiere. Gestern sprach Christian Thielemann über die erste Oper dieser Festspiele – Capriccio von Richard Strauss konzertant im Großen Festspielhaus. Ein Grundproblem der Oper ist Thema dieser Oper: Das Verhältnis von Musik und Wort.
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FESTSPIELE / KOMA
25/07/24 Michaela, Michaela, Michaela... Die Menschen am Krankenbett der Koma-Patientin werden sie noch einmal anreden, anrufen: liebend, herausfordernd, mit besorgtem oder bedrohlichem Unterton, nüchtern oder zornig, sanftmütig oder drohend. Sie wird immer nur mit Vokalisen antworten. – Die Oper Koma von Georg Friedrich Haas konzertant bei der Ouverture spirituelle.
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HINTERGRUND / STERNSTUNDEN DER MENSCHHEIT
25/07/24 Eigentlich sind es ja – fast – lauter Katastrophen, die unter dem so positiv besetzten Begriff „Sternstunden“ erschienen sind. Ein zögernder General bringt Napoleon den Untergang – und wer weiß wie Europa sonst heute aussehen würde. Byzanz wird grausam erobert und zerstört. Heldenhafte Forscher sterben heldenhaft im Ewigen Eis. Einzig Goethe und Händel kriegen auf absteigendem Ast wieder die Kurve hinauf zu den Sternen.
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FESTSPIELE / TALLIS SCHOLARS
24/07/24 Selten aber manchmal eben doch muss man als Musikhörer zur aktiven Gegenwehr schreiten – und ganz einfach das Weite suchen. Dann nämlich, wenn's die Programmgestalter allzu bunt treiben. Verstiegener als die Werkfolge für das Konzert am Dienstag (23.7.) in der Kollegienkirche kann man nicht programmieren.
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DISPUTATIONES
24/07/24 „Der Mensch kann und darf trotz aller Unsicherheit und Ungewissheit hoffen. Dieses Hoffen steht im Zentrum des Glaubens an Gott von Anfang an“, so Erzbischof Franz Lackner bei der Eröffnung des Festspielsymposions Disputationes zum Motto Et exspecto im Rahmen der Ouvertüre Spirituelle.
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