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Mit dem Papst „Stille Nacht“ singen

STICH-WORT

19/05/17 Eigentlich könnte das Land ja die Salzburg 20.16 GesmbH, die zur Liquidierung ansteht, gleich überführen in eine Stille-Nacht-Dachorganisation. Dieses geballte Know how wäre wohl gefragt, wenn der Papst hereinschneit. Der wird nämlich jetzt nach Salzburg gelockt.

Von Reinhard Kriechbaum

„Die schriftliche Einladung wird dieser Tage von Landeshauptmann Wilfried Haslauer an den Heiligen Vater im Wege über den päpstlichen Nuntius in Wien abgeschickt, dies in Abstimmung mit Erzbischof Franz Lackner, Bundespräsident Alexander Van der Bellen und mit Zustimmung der Salzburger Landesregierung“, vermeldet die Landeskorrespondenz heute Freitag (19.5.).

Alljährlich sängen „2,4 Milliarden Menschen 'Stille Nacht! Heilige Nacht!' in mehr als dreihundert Sprachen“, versichert die Landeskorrespondenz. Es kann und darf doch keinen Christen geben, der's nicht irgendwie versucht. Damit sei es „das bedeutendste und bekannteste christliche Lied der Welt“.

Ob sich Papst Franziskus einer Jubiläums-Einladung zum 200-Jahre-Jubiläum also wird entziehen können? Oder wird er es damit bewenden lassen, das „Stille Nacht“ für Twitter oder YouTube einsingen? In all jenen Sprachen, in denen er sonst den Segen „urbi et orbi“ spendet?

Jedenfalls sollte man für alle Eventualitäten gewappnet sein, ob nun der Papst kommt oder nicht. Für eine „Stille Nacht GesmbH“ des Landes könnte man das Landesjubiläum-erprobte Team hernehmen, die Getreuen gehören sowieso weiter beschäftigt.

Bei „Salzburg 20.16“ haben wir ja gesehen, wie dass ein solches Jubiläum nur scheinbar historisch vorgeprägt ist. Eine Standortbestimmung („Wie hält'st Du's mit dem Adventsingen?“) oder eine Utopie-Werkstatt („Was bekommt Tante Frieda nächste Weihnachten?“) sind das Mindeste, was man an Sinngebung und Zukunftsperspektive anleiern müsste.

Man wolle in Salzburg „dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, uns intensiv mit Fragen des Friedens in unserer Zeit und in unserer Gesellschaft, angefangen von den Familien bis hin zur internationalen Politik, auseinanderzusetzen“, so der Landeshauptmann. Er weiß, wie wichtig das ist, denn schließlich ist 20.18 auch eine Landtagswahl zu schlagen. Wahlkampf? Was für ein Wort im „Stille Nacht“-Jahr!

Aber falls es nicht klappt mit dem Frieden in der Landespolitik hat Haslauer sich einen weiteren Blick zurecht gelegt: „Besonderes Anliegen ist uns dabei, zum Frieden in den Stätten des Alten und Neuen Testaments und damit der Wiege der Christenheit auch praktisch beizutragen“, schreibt der Landeshauptmann, ohne vorerst kund zu tun, was er gegen den IS und für die Verständigung mit den Palästinensern konkret im Schilde führt. Mit dem Lied-Vorsingen wird es nicht getan sein.

Jedenfalls: „Vor diesem Hintergrund erlauben wir uns, Papst Franziskus für die zweite Jahreshälfte 2018 nach Salzburg einzuladen. Der Besuch wäre nicht nur für unser Land eine große Ehre und Freude, sondern ein großartiges Signal, über das Lied 'Stille Nacht! Heilige Nacht! die Bedeutung des Friedens für die Menschheit in einer scheinbar aus den Fugen geratenen Welt bewusst zu machen.“

 

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