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Besser Technologie als Lyrik

STICH-WORT

07/12/17 Ein klein wenig sind wir schon enttäuscht. Hätten wir doch geglaubt, dass es demnächst mit Beamen funktioniert. Aber manchmal muss man ja doch ganz analog denken und handeln. Also braucht's für die Öffi-Anreise zum Techno-Z, pardon, in die Science City Itzling auch künftig den vertrauten Sechser-Obus. Oder – neu – den Dreier.

Die Bushaltestelle ist jedenfalls jetzt umbenannt worden. Bisher hieß sie Jakob-Haringer-Straße. Ein (mit Salzburg lose verbundener) Lyriker als Ausstieg für jene, die voll innovativem Tatendrang dorthin strömen, wo technologieaffine Unternehmen, die Universität Salzburg (u.a. Computerwissenschaft), junge Tech-Startups sowie andere forschungsnahe Einrichtungen in schöner Symbiose gedeihen? Das reimt sich nicht. Künftig steigt man also aus, wenn die Stimme aus dem Lautsprecher „Science City Itzling“ verkündet.

Wissensstadt-Projektleiterin Christine Tyma: „Es freut uns, dass sich die Wissenseinrichtungen vor Ort dazu bekennen und untereinander ihre Kompetenzen verknüpfen. Das macht dieses Areal zu einem innovativen Standort in der Wissensstadt.“ Dies werde nun also auch für die Öffi-Benutzer sichtbar.

Leonhard Schitter, Vorstandssprecher der Salzburg AG, nützt die Gelegenheit zu ein wenig PR für den Obus: „Die Linie 3, die ab 10. Dezember nun bis zum neuen Nahverkehrsknoten Salzburg Nord verlängert wird, macht gemeinsam mit der Linie 6 die umweltfreundliche Anreise zur Science City Itzling noch komfortabler.“ Mit 41 Mio. Fahrgästen und 5,2 Mio. gefahrenen Kilometern pro Jahr sei der Obus „der tragende Teil des städtischen Verkehrssystems“.

Mit der Eröffnung eines neuen Laborgebäudes in Itzling im Frühjahr dieses Jahres setzte die Universität Salzburg ein deutliches Signal für Ausbau und Stärkung ihrer technischen Disziplinen, so Rektor Heinrich Schmidinger. „Wir haben damit in unsere Zukunft investiert und tragen auch zur weiteren Belebung des Stadtteils Itzling bei. Die Umbenennung der Bushaltestelle ist ein wichtiges Zeichen an die Öffentlichkeit, die großen Veränderungen, die sich im Stadtteil Itzling im Bereich Forschung und Entwicklung abspielen, auch wahrzunehmen.“ Für die Studierenden in Itzling sei es „ein Signal, um sich hier noch besser einzuleben.“

Die Basis für die Entwicklung der Science City rund um das bereits bestehende Techno-Z wurde bereits vor mehr als einem Jahrzehnt mit der Verlegung der Schillerstraße gelegt.
Die Umsetzung der damals vereinbarten Maßnahmen ist mittlerweile weit vorangeschritten, weshalb zur Weiterentwicklung des Standorts von Mai 2015 bis November 2016 das kooperative Planungsprojekt „Science:City:Salzburg II" – unter anderem mit Einbindung der Salzburg AG – durchgeführt wurde. Schließlich beschloss der Gemeinderat im März dieses Jahres planerische, verkehrs- und wirtschaftspolitische Maßnahmen, um das hohe Potential des Nebeneinanders von Einrichtungen und Unternehmen aus den Bereichen Bildung, Forschung und wissensorientierter Wirtschaft weiter zu forcieren.

Und der unter die Wissensstadt-Räder gekommene Jakob Haringer? Der Schriftsteller (1898-1848) hat in Salzburg kurz die Volksschule besucht und er lebte von 1931 bis 1933 in Ebenau. 1933 wurde er Mitglied der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller, was damals nicht gerade karrierefördernd war. Im Juli 1936 wurde ihm von den nationalsozialistischen Machthabern die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Im März 1938 floh Haringer aus Österreich nach Prag und von dort in die Schweiz und nach Frankreich. Haringers Nachlass befindet sich heute teils im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern und im Salzburger Literaturarchiv (Neue Residenz, Eingang Kapitelgasse). Dort kommt man auch gut mit dem Obus hin, aber es braucht dann schon einige Schritte durch die Innenstadt. (InfoZ/dpk-krie)

 

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