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Michael Haydn feiern

STICH-WORT

04/09/18 Es wird einem schon auch die kleinste Freude madig gemacht. Schlimm genug, dass wir Mozart mit Wien und sogar Prag teilen müssen. Aber Salzburg hat sich bisher damit getröstet, dass Johann Michael – eben der „Salzburger“ Haydn – uns gehört. Uns ganz alleine.

Von Reinhard Kriechbaum

Da flattern fast zeitgleich Presseaussendung von der „Haydnregion Niederösterreich“ und von der Donau-Universität Krems in die Redaktionen. Das Burgenland hätten wir als Konkurrenz so ernst nicht genommen, denn Rohrau, wo die Haydn-Brüder in einem schilfgedeckten Bauernhaus zur Welt kamen, liegt nun mal im Bezirk Bruck an der Leitha, also in Niederösterreich. Dort macht man bekanntermaßen öfters Mal Geld für die Kultur locker, und die Touristiker schlafen auch nicht, obwohl sie im östlichen Flachland mit Carnuntum und einer Unmenge von Schlössern vermarktungsmäßig wahrlich nicht auf musikalische Brosamen angewiesen wären.

Also: Im Vorjahr – der Geburtstag von Michael Haydn jährte sich zum 180. Mal – hat man dort plötzlich die Marke „Haydnregion Niederösterreich“ eingeführt. Das Logo „Zum Haydn“ schaut pfiffig aus. Und heuer g'schafteln sie schon wieder mit unserem Haydn herum in Niederösterreich, obwohl der 212. Todestag ein recht verhatschter Anlass ist: Am 10. August wurde im Innenhof des Geburtshauses Rohrau eine Gedenkplatte für Michael Haydn enthüllt. Das Bundesland Salzburg hat übrigens mitgezahlt.

Auch der 281. Geburtstag am 14. September wirkt ein wenig unrund. Da wird Wolfgang Danzmayr im Festsaal des barocken Schlosses von Petronell das Kurpfälzische Kammerorchester aus Mannheim dirigieren: Eine Symphonie von Michael Haydn gegen Mozarts Jupiter-Symphonie. Und Julia Hagen spielt ein Michael Haydn zugeschriebenes Cellokonzert. Sogar Ö1 interessiert sich für Michael Haydn und sendet einen Klassik Treffpunkt (15. SEptember 10 Uhr) live aus dem Haydn-Geburtshaus in Rohrau. Am selben Abend folgt ein „Philharmonischer Geburtstagstanz“ im Kulturhaus Prellenkirchen und tags darauf eine Messe in der Marienkirche Bad Deutsch Altenburg mit dem Deutschen Hochamt „Hier liegt vor deiner Majestät“ (aber nicht in der Volksgesang-Version aus dem Gotteslob, sondern in einer Fassung für Chor, Bläserensemble und hoffentlich Kontrabass).

Vergleichsweise unterbelichtet geht’s demgegenüber heuer in Salzburg in Sachen Michael Haydn zu: Die „Haydn Woche“ hat diesmal genau drei Programmpunkte, dafür erstreckt sie sich von 6. September bis 3. Oktober. Sehr eigentümliche Zeitrechnung.

Unter der Leitung von Wolfgang Brunner gibt es am Donnerstag (6.9.) um 18 Uhr (also nicht einmal im Hauptabendprogramm) einen Liederabend mit dem Motto – nicht lachen! – „Gruber & Co, Vokalmusik von und um Franz Xaver Gruber“, immerhin auch mit ein paar Gesängen des Salzburger Haydn. Am 9. September dann im Konventamt von St. Peter die „Missa Sancti Gabrielis“. Stiftskapellmeister Peter Peinstingl ist übrigens seit Mai dieses Jahres Generalsekretär der Salzburger Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft.

Am 3. Oktober um 19 Uhr im Solitär der Universität Mozarteum folgt schließlich die Serenata „Endimione“ MH 186, in Zusammenarbeit des Institutes für Mozart Interpretation an der Universität Mozarteum mit der „Salzburger Hofmusik“. Michael Haydn schrieb 1778 diese italienische „Serenata“ um die Liebesnöte der Göttin Diana, die eigentlich Keuschheit geschworen, aber nicht mit Amors Pfeilen gerechnet hat, nach einem Libretto von Pietro Metastasio. Eine handschriftliche Partitur fand sich in Mozarts Verlassenschaft. Graziano Mandozzi ist Dirigent dieser Wiedererweckung.

Und der Salzburger Haydn in der Musikwissenschaft? Die „Haydnregion Niederösterreich“ kooperiert mit der Donau-Universität Krems. Gerade werde „intensiv“ an einer Publikation zu Leben und Werk von Michael Haydn gearbeitet, meldet man. Gemeinsam mit dem Stift St. Peter soll die „erste moderne Biographie zum berühmten Sohn Niederösterreichs“ herausgebracht werden, heißt es in der Presseaussendung. Denn „Michael Haydn ist einer der meist unterschätzten Komponisten Österreichs“, wird eine Wissenschafterin vom Zentrum für Angewandte Musikforschung an der Donau-Universität zitiert.

Schaut ganz so aus, als hätte man in Salzburg mit den bisherigen Bemühungen um Johann Michael Haydn etwas nicht ganz richtig gemacht. Aber wenigstens ist die Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft Salzburger Kooperationspartner der Donau-Universtät Krems.

www.haydnregion-noe.at; www.donau-uni.ac.at/musik
Bilder: www.haydnregion-noe.at

 

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