Schach und Religion

STICH-WORT

20/02/20 Wir wollen nicht ätzen, aber eine spontane Idee, die uns beim Ausstellungstitel Schach und Religion kam, war ja doch: Wird der Papst oder gleich direkt der liebe Gott schachmatt gesetzt? – Eine Ausstellung in der KHG Salzburg.

Auf Englisch heißt der Läufer Bishop. Der Erzbischof von Madrid hat die 1622 heiliggesprochene Kirchenlehrerin Teresa von Avila (1515–1582) zur Patronin des Schachspiels ernannt. Wie das? Der Karmelitin diente das Spiel in ihren Schriften immer wieder als Metapher.

Auch in Salzburg hat das Schachspiel eine lange Tradition als Teil der bürgerlichen Unterhaltungskultur. Wie für gebildete Menschen selbstverständlich, spielten auch die Mozarts Schach. Bereits 1868 wird ein Schachclub im Café Baldauf erwähnt. 1910 wird in Salzburg eine Schachgesellschaft gegründet. „Umso verwunderlicher ist es, dass es in der Mozartstadt bis dato noch keine Schachausstellung gegeben hat“, so Mozarteums-Professor Rainer Buland. Er hat also eine Ausstellung mit dem Titel Schach und Religion konzipiert, zu sehen in der KHG Salzburg.

Das Spiel habe immer wieder zu religiösen und moralischen Debatten geführt. Solche Dispute beschäftigen noch heute konservative Muslime, weiß Rainer Buland. Eine berühmte Umrißradierung von Moritz Retzsch zweigt einen jungen Mann, der mit dem Satan um seine Seele. Die Spielfiguren sind die Laster (auf Seiten Satans) und die Tugenden (auf Seite des Menschen). Das Bild erhebt also auch Anspruch auf moralische Lehre. Aber glücklicherweise ist nicht immer der Teufel zur Stelle. In dem Blatt Beata Theresia erhält Teresa von den Engeln ein Schachspiel. „Natürlich ein Fake“, sagt Rainer Buland augenzwinkernd. „Keine Heilige wurde je mit einem Spiel dargestellt.“

Es ist eine mit dem Bildbearbeitungsprogramm GIMP verfertigte Kombination zweier Kupferstiche aus dem 18. Jahrhundert. Einerseits der Stich, der Teresa mit einigen Engeln zeigt. Andererseits ein Schachspiel aus einem Stich des berühmten Augsburger Stechers Martin Engelbrecht. Beide Stiche befinden sich in der Sammlung des Instituts. Das Archiv für Spielforschung und Playing Arts der Universität Mozarteum sei, so Buhland, die weltweit umfangreichste Sammlung an Grafiken zur Spielkultur zwischen 1500 und 1900. (dpk)

Finissage am Freitag (21.2.) um 18 Uhr im Clubraum der KHG in der Wiener Philharmoniker Gasse 2 – www.khg-salzburg.at