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Fünf Jedermänner und eine Buhlschaft

STICH-WORT

21/08/20 Für die Festspiele ist morgen Samstag (22.8.), der 100. Jahrestag der ersten Jedermann-Aufführung, logischerweise ein Festtag – wenn's auch nicht ganz so betriebsam ausfällt wie vor den Corona-Einschränkungen geplant. Einige Schmankerl aus dem Festprogramm.

Von Reinhard Kriechbaum

Bei den Siemens Festspielnächten auf dem Kapitelplatz wird der Tag zur Nacht, die muss man nämlich schon zeitig am Vormittag beginnen. Um 10 Uhr wird schon Christian Stückls Inszenierung von 2010 mit Nicholas Ofczarek in der Titelrolle und Birgit Minichmayr als Buhlschaft projiziert. Im Jahr 2000 war Ulrich Tukur der Jedermann, Dörte Lyssewski war seine Gespielin, Regie führte damals Gernot Friedel. Dann nochmal Stückls Inszenierung, der Mitschnitt von 2004 mit Peter Simonischek und Veronica Ferres.

Um 19 Uhr gibt’s auf dem LED-Schirm die aktuelle Jedermann-Version in der Regie von Michael Sturminger mit Tobias Moretti und Caroline Peters. Der Eintritt für die Übertragungen am Kapitelplatz ist frei, aufgrund der aktuellen Bestimmungen ist der Zugang aber nur mit Platzkarte möglich

Fünf Jedermänner gehen am Samstag live um und halten in Gastgärten Lesungen: Den Beginn macht um 15 Uhr Klaus Maria Brandauer. Er liest im Restaurant M32 aus der Rede von Max Reinhardt zur Eröffnung des Theaters in der Josefstadt und erzählt aus seinem Theaterleben als Jedermann. Klaus Maria Brandauer hat diese Rolle von 1983-89 gespielt.

Um 15.45 Uhr ist Cornelius Obonya (Jedermann 2013-16) im Stiegl-Keller anzutreffen. Im Zentrum seines Vortrages stehen die Memoiren von Maximilian Schell.

Um 16.30 Uhr wieder Szenenwechsel ins M32 auf dem Mönchsberg. Dort wird Peter Simonischek Erinnerungen von Helene Thimig, der Witwe von Max Reinhardt, Kritiken über die Jedermann-Aufführungen 1920 und Reinhardts Anmerkungen zu seinen Schauspielerinnen und Schauspielern zum Besten geben. Simonischek war von 2002 bis 2009 der Jedermann, Veronica Ferres von 2002 bis 2004 seine Buhlschaft. Sie wird bei dieser Lesung auch einen Gastauftritt haben.

Jedermann Nummer vier ist der seit 2017 amtsführende, Tobias Moretti. Er lässt um 17.30 Uhr im Braugasthof Krimpelstätter unter anderem die Persiflage von Friedrich Toberg zum Jedermann hören.

Der fünfte Jedermann, Philipp Hochmair, ist 2018 für fünf Vorstellungen für den damals erkrankten Tobias Moretti eingesprungen. Dafür macht er sonst mit seinem Rockprogramm Jedermann reloaded an anderer front für diesen Stoff mobil. Um 18.30 ist Hochmair im Sternbräu. Sein Thema: der so genannte Moissi-Skandal 1931.

Da ging es nicht um seine Liebschaft mit der 32 jüngeren dänischen Tänzerin Sonja Wiberg, die in eben diesem Jahr in Salzburg begonnen hat. Die Sache war ernster: Der Schauspieler war inkognito, aber mit Genehmigung des Direktors des St. Johannesspitals, Hofrat Karajan (dem Vater des Dirigenten) bei der Geburt eines Kindes zugegen. Davon bekam die Salzburger NSDAP Wind und entfachte eine Hetzkampagne gegen Moissi, den sie seit Jahren als vermeintlichen Juden auf der Abschussliste hatte. Eine Jedermann-Aufführung wurde gar mit Stinkbomben attackiert.

 

Platzkarten für die Jedermann-Projektionen – www.siemens.at
Für die Lesungen muss man in den jeweiligen Lokalen Tische reservieren.
Die Programmpunkten dieses Jubiläumstages live  – www.facebook.com/salzburg.festival
Bilder: SF / Archiv der Salzburger Festspiele (1); Harry Weber (1); Hermann, Clärchen & Matthias Baus (1); Matthias Horn (1)

 

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